Dice+: Der elektronische Spielewürfel im Praxistest

Ein elektronischer Würfel möchte das Brettspiel revolutionieren. Und wirklich – Dice+ klingt nicht nur gut, sondern funktioniert auch prima. Wie das funktioniert und was euch für 40 Euro pro Würfel erwartet? Der Praxistest!

Schick sehen sie aus. Und wie funktionieren diese Würfel? (Foto: Sven Wernicke / GamingGadgets.de)
Schick sehen sie aus. Und wie funktionieren diese Würfel? (Foto: Sven Wernicke / GamingGadgets.de)

Nicht günstig, oder?

WAS? 40 Euro für einen einzelnen Spielwürfel? Das stolze Sümmchen hat einen guten Grund, denn das polnische Unternehmen Game Technologies verbaute moderne Technik in den gar nicht mal so kleinen, aber handlichen Würfel. Auf allen sechs Seiten befinden sich farbige LEDs, die die Zahlen 1-6 in beliebigen Kolorierungen starr oder pulsierend darstellen können. Ein Micro-USB-Anschluss, der gut versteckt wurde, ermöglicht das Aktualisieren der Firmware und das Aufladen des integrierten Akkus. Der soll bis zu 20 Stunden pro Ladung aushalten – das genügt locker für einen ausgedehnten Spieleabend. Interessanter sind die Sensoren: Magnetsensor, Beschleunigungssensor und Näherungssensor werden durch einen Mikrocontroller kontrolliert, die gesammelten Informationen sollen ein Betrügen unmöglich machen. Außerdem dürft ihr Dice+ auch als Eingabegerät für andere Spielideen verwenden, die Seiten können optional sogar als Button eingesetzt werden.

Aber: In erster Linie handelt es sich um einen Würfel für Brettspiele, die ihr allerdings auf einem Tablet mit iOS (iPad Mini oder ab iPad 3) oder Android (ab Android 4.0) erleben sollt. Ein Bluetooth 2.1- bzw. 4.0- fähiges Gerät ist allerdings nötig, sonst könnt ihr den Würfel nicht mit eurem Tablet koppeln. Übrigens werden bis zu vier Dice+ gleichzeitig unterstützt.

Funktionsweise

Ich hoffe, ich muss euch nicht erklären, wie das Würfeln funktioniert? Auch Dice+ nehmt ihr wie gewohnt in die Hand und werft ihn auf eine Oberfläche. Empfehlenswert ist eine relativ harte sowie ebene, sonst hapert es etwas mit dem Erkennen des Ergebnisses. Zumindest hatte ich bei manchen Würfeln, unter anderem auf einem Teppich, Schwierigkeiten beim Spielen. Besser ist es in jedem Fall, verwendet ihr einen ausreichend großen Tisch und seid nicht allzu zimperlich. Das ist auch gar kein Problem, denn dank abgerundeter Ecken und eines sehr wertigen, recht weichen Materials dürfte Dice+ robust genug sein – auch für Kinder! Herstellerangaben zufolge sei die Masse perfekt ausgewogen, sodass jeder Wurf garantiert zufällig ist. Was anderes würde wohl auch keinen Sinn machen.

Würfeln eben. (Foto: Sven Wernicke / GamingGadgets.de)
Würfeln eben. (Foto: Sven Wernicke / GamingGadgets.de)

Einen ausführlichen Funktionstest erhaltet ihr mit der Haupt-App Powered Board Games, die für iOS oder Android erhältlich ist. Schon beim Start dieser aktiviert ihr euren Dice+, indem ihr ihn um 180 Grad dreht. In den Optionen kann die Hardware getestet werden. Nettes Detail: Durch das Verwenden des Würfels sammelt ihr so etwas wie Achievements, die live angezeigt werden. Ebenso informativ sind der Batteriestatus oder die Gesamtspielzeit. Wenn ihr mögt, schaltet ihr einen Energiesparmodus oder eine Anti-Cheat-Option ein. Wobei ich hier nicht so recht feststellen konnte, wie diese eingesetzt wird.

Jetzt aber: SPIELE!

Kramt eure alten Holzbrettspiele gar nicht erst heraus, mit denen könnt ihr nichts anfangen. Sämtliche Spiele erlebt ihr auf einem Tablet, das möglichst einen großen Touchscreen besitzen sollte – gerade, wenn ihr zu viert Spaß haben wollt. Alternativ ist es durchaus bei einigen Spielen möglich, die iOS- oder Android- Maschine an den HDTV anzuschließen und auf dem Wohnzimmertisch zu würfeln. Und das muss man den Machern schon lassen: Quantitativ wird  Vielfalt geboten. Zwar verzichten die Erfinder leider auf Klassiker wie Mensch Ärgere Dich Nicht, dafür gibt’s immerhin eine Backgammon-Variante. Die Eigenentwicklungen sind jedoch von zwiespältiger Qualität. „Chuchumba“ oder „This Way Up“ richten sich eher an die jüngeren Kids, die allerdings nicht allzu viel Freude mit den infantilen Aufgaben haben dürften. „Dice+ Heroes“ oder „DiceTris+“ empfinde ich selbst als etwas zu abstrakt und technisiert, als dass die Familie mit so etwas gut unterhalten werden könnte. Sehr viel amüsanter sind dagegen „Rumble Stumble“, eine Würfel-Fassung des Party-Klassikers Twister. Auch nett ist das Zahlenspiel „Rainbow Jack“.

Und da sind noch ein paar Spiele, die verdeutlichen, was zukünftig in Dice+ stecken soll. Denn ihr könnt nicht nur würfeln, sondern ihn als Art Gamepad einsetzen. Rüttelt und schüttelt das Ding, um in „Monster Shake“ schrullige Kreaturen in Beat’em’Up-Manier gegeneinander antreten zu lassen. In „Wings of Fire“ kontrolliert ihr sogar ein Flugzeug. Und spätestens hier bemerkt ihr, dass nicht alle bei iTunes oder Google Play angebotenen Dice+-Apps gratis sind. Erste Games kosten ein paar Euro, darunter das ansprechende Kartenspiel „Pirates – Caribbean Fleet“ oder das Abenteuerspiel „Kate and Harry in Africa“ für Kinder im Vorschulalter. Die kommenden Apps wie die Brettspielumsetzung „Talisman“, das Rollenspiel „Dice+ Adventures“ oder das „Judge Dredd“-Kartenspiel dürften ebenfalls einige Cent bzw. Euro von den Besitzern verlangen. Das Versprechen von Game Technologies, jeden Monat ein neues Spiel veröffentlichen zu wollen, kann sicher eingehalten werden. Nur gratis wird sicher nicht alles sein. Ich denke dennoch, dass 10 kostenlose Apps, obwohl nicht alle gleichermaßen launig sind, auf jeden Fall angemessen sind.

Etliche weitere Spiele kommen die nächste Zeit. (Foto: Sven Wernicke / GamingGadgets.de)
Etliche weitere Spiele kommen die nächste Zeit. (Foto: Sven Wernicke / GamingGadgets.de)

Was mir wiederum sehr gefällt: Spielt ihr zu zweit und jeder hält einen Dice+ in der Hand, dann kommt schon eine angenehme Atmosphäre auf – gerade bei „Rumble Stumble“ oder gar „Backgammon“. Das Spielen wirkt einerseits vertraut und altbekannt, andererseits modern aufgrund der LEDs und des Tablets als Spielbrett. Spätestens dann spürt man diese „Besonderheit“ von Dice+ intensiv. Klasse! Aber keine Sorge: Auch mit einem Würfel steht dem Spaß nichts im Weg!

Fazit: Empfehlung!

Ich muss zugeben, dass ich nicht ganz glücklich mit dem Software-Angebot bin. Wo sind die simplen Klassiker, eben „Mensch Ärgere Dich Nicht“ („Dice+ Heroes“ zählt nicht, das spielt sich irgendwie anders!)? Das erwarte ich einfach von einem elektronischen Würfel, der mir zeigen möchte, dass er seinem analogen Vorbild überlegen ist. Die kindgerechten Brettspiele sind (für mich!!) langweilig, weil infantil und wenig herausfordernd für Erwachsene. Und die restlichen Apps sind entweder ganz nett, konfus oder nur zwei, drei Minuten witzig. Aber: Diese Tatsache ändert nichts daran, dass die Technik gut funktioniert, sobald ihr die passende Oberfläche für euch gefunden habt und ihn auch ordentlich auf den Tisch haut. Und die angebotenen Brettspiele genügen locker, um einige Spieleabende mit Freunden zu erleben – so ist das nicht. Den Preis halte ich nach etlichen Stunden mit Dice+ für angemessen, und für Spielenachschub die nächste Zeit ist allen Anschein nach auch gesorgt.

Einer genügt. (Foto: Sven Wernicke / GamingGadgets.de)
Einer genügt. (Foto: Sven Wernicke / GamingGadgets.de)

Dice+ kann ich vielleicht gegenwärtig nicht ausnahmslos empfehlen, dafür ist mir wie gesagt das Softwareangebot etwas zu unausgegoren. Seid ihr aber kreativen Gadgets gegenüber aufgeschlossen und mögt ihr Brettspiele mit Freunden sowieso, dann habt ihr hier ein cooles und schick aussehendes Spielzeug, das ganz sicher mehr ist als nur ein Blickfang und Gag für die Party!

Weitere Informationen zu Dice+ erhaltet ihr beim Hersteller, kaufen könnt ihr den Würfel zum Beispiel bei Amazon.

2 Kommentare
  1. […] erinnern die Boogie Dice sicherlich an die (leider) gescheiterten Dice+, auch hier könnt ihr eine Verbindung zum Smartphone oder Tablet aufbauen, um sie zu […]

  2. […] vor über fünf Jahren versuchte der elektronische Spielewürfel Dice+, für Aufsehen zu sorgen. Das coole „Gaming Gadget“ war ein Flop und ist seit geraumer Zeit […]

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