PlayStation Vita: Das war Sonys (vorerst?) letzte Handheld-Konsole

Aus die Maus. Die Produktion der PlayStation Vita wurde eingestellt. Wir blicken etwas zurück und zeigen euch, welche Alternativen es gibt.

Die Ära der PlayStation Vita findet 2019 ein Ende. Als sie 2011 zuerst in Japan erschien, hoffte Sony auf einen großen Erfolg. Dafür sprachen eine überraschend leistungsfähige Hardware, namhafte Lizenzen und sogar eine 3G-Variante für Online-Duelle über das Mobilfunknetz.

Und dann kam es doch anders. Eine Mitschuld trug der zwar technisch unterlegene, aber für die Gamer reizvollere 3DS, der einige Monate zuvor erschien und natürlich den „Nintendo“-Bonus ausspielen konnte. Das Spiele-Angebot, der niedrigere Preis, das sicherlich damals aufregendere Thema 3D und die Abwärtskompatibilität überzeugten das Publikum. Und machten die Vita fast (!) zum Ladenhüter.

Die Vita setzte damals auf Highend-Technik, die man höchstens in Luxus-Smartphones fand. (Foto: Sony)
Die Vita setzte damals auf Highend-Technik, die man höchstens in Luxus-Smartphones fand. (Foto: Sony)

Das war und ist die PlayStation Vita

Den Erfolgen des Gameboys und des Nintendo DS war es zu verdanken, dass auch Sony im Handheld-Sektor mitmischen wollte. Es erschien 2004 in Japan die PlayStation Portable (PSP), die sieben Jahre später durch die PlayStation Vita abgelöst wurde.

Beim zweiten Angriff auf den in diesem Segment dominierenden Platzhirsch Nintendo ließ sich Sony nicht lumpen: Die Vita besaß einen 5 Zoll großen OLED-Touchscreen (960 x 544 Pixel), zwei vollwertige Analogsticks, Bluetooth, WIFI, optionales 3G und einen Quadcore-Prozessor mit Quadcore-Grafikeinheit. Das war zum damaligen Zeitpunkt eine echte Hausnummer, ähnlich potente Hardware steckte noch nicht einmal in Highend-Smartphones.

Spiele konnten sich Anwender aus dem PlayStation Store der Vita laden, reguläre erhältliche Games befanden sich auf PS Vita Cards (NVG Cards). Beim ersten Modell war allerdings noch eine Speicherkarte nötig, die spätere Variante PCH-2000 mit LCD-Bildschirm und leicht veränderten Ausmaßen besaß von Haus aus 1GB Speicher.

Besser als der Vorgänger, aber das reichte nicht…

Im Vergleich zur PSP lernte Sony aus Fehlern: Das langsame und unpraktische UMD-Diskformat wurde durch schnelleren Flash-Speicher ersetzt, zwei gute Analogsticks und ausreichend Buttons ermöglichten die optimale Bedienung anspruchsvoller Spiele. Wie auf der großen PlayStation 3. Und integrierte Sensoren für eine Bewegungssteuerung waren 2011 ohnehin en vogue – die Vita hatte passende parat, genauso zwei Kameras, einen kapazitiven Touchscreen und einen starken Akku, der rund fünf Stunden (bei Spielen) hielt.

Technisch war die Vita ohne Zweifel dem direkten Rivalen 3DS überlegen. Und trotzdem reichte das nicht. Nach dem anfänglichen Hype in den ersten Wochen flaute die Nachfrage schnell ab, was auch an dem unzureichenden Softwareangebot lag. Die schleppende Verbreitung der Vita hatte wiederum zur Folge, dass Spieleentwickler die Plattform eher stiefmütterlich behandelten oder gar ignorierten. Und ohne attraktive Games fehlte der Anreiz, sich die Konsole zuzulegen. Ein typischer Teufelskreis.

Gute Ideen, mäßige Umsetzung

Sony trug selbst dazu bei, dass der Vita ein größerer Erfolg verwehrt blieb. Der Versuch, einen Streamingplayer basierend auf der Technik der Vita in Form von PlayStation TV zu etablieren, kann höchstens als lieblos bezeichnet werden. In erster Linie scheiterte es an einer vernünftigen Software für das Gerät. Die Remote-Play-Funktion, bei der ihr PS3- und PS4-Spiele auf der Vita zocken konntet, war zwar spannend, funktionierte aber nie perfekt. Der Service PlayStation Now wurde auf der Vita ebenfalls recht früh eingestellt. Und nüchtern betrachtet war das gesamte Betriebssystem samt Bedienung des Handhelds nie besonders gelungen. Die guten Ideen und Ansätze gingen leider unter.

Remote Play. Es hätte so gut funktionieren können. (Foot: Sony)
Remote Play. Es hätte so gut funktionieren können. (Foot: Sony)

Immerhin erfreute sich die Vita in Japan bis zum Schluss größerer Beliebtheit. Dort wurden auch die meisten Konsolen dank zahlreicher Editionen und Farben verkauft. Sony konnte weltweit rund 16 Millionen Geräte absetzen – zu wenig, um eine kritische Masse zu erreichen und (vor allem westliche) Spielestudios für Exklusiventwicklungen zu gewinnen. Zum Vergleich: Der Nintendo DS kam auf über 150 Millionen verkaufte Exemplare, der 3DS auf 75 Millionen Stück.

Letztlich aber dürfte auch die steigende Popularität von Smartphones und Tablets, die zunehmend zum Spielen verwendet wurden, für eine zu geringe Nachfrage nach der Vita gesorgt haben.

Die besten Spiele für die PlayStation Vita

Wenn man die zahlreichen Produktionen aus Japan sowie die Indie-Titel aus dem PlayStation Store mit reinrechnet, dürften um die 1000 Spiele für die Vita erschienen sein. Unter ihnen sind viele Blockbuster und Perlen, die verdeutlichten und nach wie vor beweisen, was in der Konsole steckt.

Es ist schwierig, einfach eine Top 10 zu küren, doch heiße Kandidaten für die besten PlayStation-Vita-Spiele sind die Sony-eigenen Entwicklungen. Hier seien „Uncharted: Golden Abyss“ und „LittleBigPlanet“ sowie „Killzone: Mercenary“ genannt, die die beliebten Franchises von der großen PlayStation auf der kleinen Vita brachten. Gerade die „Uncharted“-Umsetzung gehört mit zu den erfolgreichen Vita-Spielen überhaupt.

Ein gewaltiger Hit war auch „MineCraft“ für die Vita, das wohl mit Abstand bestverkaufte Vita-Spiel, welches sogar ohne weiteres „Call of Duty Black Ops: Declassified“ übertrumpfte.

Trotz Lizenzen keine Erfolge

Bedauerlich und vermutlich auch ein Beispiel dafür, dass einiges mit der Vita nicht stimmte, waren die geringen Erfolge der wunderbaren Abenteuer „Tearaway“ und „Gravity Rush“. Sogar populäre Serien wie „Assassin’s Creed“ (“Liberation” und “Chronicles”), „Rayman“ (“Origins” und “Legends”) oder „Need for Speed” (“Most Wanted”) konnten trotz guter Qualitäten kein Millionenpublikum auf der Vita erreichen. Das waren auch die Gründe, wieso sich Ubisoft und EA langsam von der Konsole verabschiedeten.

Nicht einmal FIFA verkaufte sich gut auf der Vita. (Foto: Sony)
Nicht einmal FIFA verkaufte sich gut auf der Vita. (Foto: Sony)

Erwähnt werden sollten noch weitere gelungene Spiele, die – welch Überraschung – zum Großteil von Sony stammten, darunter die „Ratchet & Clank“-Neuauflage, „Unit 13“, „Resistance: Burning Skies“, „PlayStation: All-Stars Battle Royale“, „Soul Sacrifice“, „“Dragon Quest Builders“, „Stardew Valley“, „Persona 4“ und…viele weitere Spiele. Etliche Titel erschienen sogar parallel und in fast identischer Form für die PS4 und Vita mitsamt der Möglichkeit, Spielstände zwischen den Konsolen zu transferieren. Ein an sich schönes Konzept.

Alles in allem war und ist das Angebot wahrlich reichhaltig, was zeigt: Die Vita lief für viele zwar „unter dem Radar“, doch zugleich wurden zig hochwertige Spiele angeboten. Umso bedauerlicher ist nun das Ende des Handhelds. Andererseits hielt Sony immerhin sieben Jahre an der Plattform fest. Das ist doch schon eine lange Zeit. So viel Geduld hatte Nintendo mit der Wii U beispielsweise nicht. Oder SEGA mit der Dreamcast…

So geht’s mit der PlayStation Vita weiter

Solltet ihr eine Vita besitzen und diese aktiv verwenden, dann kann ich euch erst einmal beruhigen: Es ist gegenwärtig nicht davon die Rede, dass Sony jegliche Onlinedienste deaktiviert. Gewiss wird irgendwann einmal die Reißleine gezogen, das dürfte dieses Jahr noch nicht passieren. Auch so ist die Verwendung der Konsole, eben da sie auf haptische Datenträger setzt, in Zukunft sichergestellt.

Wie geht es weiter? (Foto: Sony)
Wie geht es weiter? (Foto: Sony)

Anders sieht es bei dem Rest aus: Die Produktion der Konsole wurde mittlerweile beendet und ab April 2019 will Sony keine neuen Spielmodule mehr produzieren. Seit längerer Zeit steigen die Preise für die Vita-Speicherkarten in Europa, da diese nicht mehr hergestellt werden. Die Variante mit 64GB kam hierzulande gar nicht mehr in den Handel.

Die Konsequenz dürfte sein: Die Vita, egal ob Spiele oder Konsole, verschwindet zügig aus dem Handel. Games-Nachschub gibt’s dann wohl nur noch über den PlayStation Store oder als Import.

Alternativen zur PlayStation Vita

Da die Vita kaum noch neu gekauft werden kann, wird es Zeit, über Alternativen zur Vita zu sprechen. Liebäugelt ihr schon längere Zeit mit einer zeitgemäßen, quasi klassischen Handheld-Konsole, kommt derzeit nur die Nintendo Switch infrage. Dabei ist diese Konsole schon ein Hybrid aus stationärer und mobiler Spielemaschine. So oder so: Die Switch ist mit aktueller Technik versehen, gegenwärtig extrem erfolgreich und glänzt mit einem reichhaltigen Spieleportfolio.

Die Nintendo Switch ist eine gute Vita-Alternative. (Foto: Nintendo)
Die Nintendo Switch ist eine gute Vita-Alternative. (Foto: Nintendo)

Weitere Vita-Alternativen wären….nun…da hört’s fast schon auf. Bestimmt wäre ein großes Smartphone oder ein Tablet in vielerlei Hinsicht ähnlich gut zum Spielen geeignet wie Sonys letzte tragbare Konsole. Einige aktuelle Gamingsmartphones wie das Razer Phone 2 gehen in eine ähnliche Richtung, für das Xiaomi Black Shark werden sogar an Switch-Joycons erinnernde Controller angeboten.

Exotischere Alternativen zur PlayStation Vita

Wenn’s dagegen ein Gerät mit Buttons und Analogsticks sein soll, wird es tatsächlich schwierig. Die Smach Z lässt weiter auf sich warten, bietet aber theoretisch eine große Spieleauswahl dank Unterstützung von Valve Steam, GOG und Co. Enorm leistungsfähig dank Ryzen-Prozessor soll das Gerät sein. Dafür gehen die Preise erst ab 600 Euro los. Heftig.

Smach Z bietet Linux oder Windows 10 als Betriebssystem. (Foto: Smach)
Smach Z bietet Linux oder Windows 10 als Betriebssystem. (Foto: Smach)

Und da wäre noch der Hersteller GPD mit seinen Handheld-Systemen GPD Win 2 sowie GPD XD. Erstgenannter Computer ist ein winziger Windows-Rechner zum Arbeiten und Spielen, der GPD XD richtet sich explizit an Gamer. Als Betriebssystem kommt bei diesem Android zum Einsatz. Doch das ist keine Highend-Technik, sondern eher Gadget-Spaß für Tüftler und experimentierfreudige Gamer.

Der GPD Win 2 - sehr nettes Gadget. (Foto: GPD)
Der GPD Win 2 – sehr nettes Gadget. (Foto: GPD)

Wenn es noch etwas unkonventioneller sein soll, finden sich gerade in der DIY-Szene eher amüsante Alternativen. Als Beispiele seien hier der Game Burger Advance, Creoqode Pyxa, der DevBoy oder der Odroid-Go erwähnt. Die letzten Jahre habe ich hier auf GamingGadgets.de wirklich unzählige Handhelds vorgestellt.

Persönlich habe ich den Kauf meiner Vita damals zum Launch nicht bereut. Sicher war die geringe Anzahl an Spielen, die mich persönlich wirklich reizten, etwas zu gering. Insgesamt verbrachte ich allerdings sehr viele Stunden mit der Vita. Und ich bin mir sicher, dass ich auch in Zukunft gelegentlich noch mit ihr zocken werde. Und sei es nur aus nostalgischen (Retro-)Gründen. Aktuell liegt sie wieder aufgeladen bei mir im Badezimmer…

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Das war Sonys (vorerst?) letzte Handheld-Konsole
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Aus die Maus. Die Produktion der PlayStation Vita wurde eingestellt. Wir blicken etwas zurück und zeigen euch, welche Alternativen es gibt.
Sven Wernicke
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