Saitek X-55 Rhino H.O.T.A.S.: Der mächtige Flightstick im Praxistest

Es tut sich was am PC-Spielehimmel. Mit „Elite:Dangerous„, „War Thunder“ oder demnächst „Star Citizen“ feiern Flug- und Weltraumsimulationen ein Comeback. Obwohl viele dieser Spiele theoretisch mit einem Gamepad oder Maus und Tastatur zu steuern sind, gibt es für echte Fans nur eine Alternative: sogenannte H.O.T.A.S.- Systeme. Die Firma Mad Catz schickt mit dem Saitek X-55 Rhino eine Premium-Variante ins Rennen. Kostenpunkt: satte 200 €. Was taugt das gute Stück?

Ein ziemliches Monster auf dem Schreibtisch. (Foto: Andreas Müller)
Ein ziemliches Monster auf dem Schreibtisch. (Foto: Andreas Müller)

Für was steht eigentlich dieses H.O.T.A.S.? Es ist die Abkürzung für „Hands on Throttle and Stick“. Ein solcher Flightstick besteht aus zwei Modulen, dem Stick und einer Schubeinheit. In der Regel erkauft ihr euch den Komfort an Steuerung mit einem immensen Platzbedarf. Einmal aufgebaut, nimmt ein H.O.T.A.S. – System eine Großteil des Schreibtisches in Anspruch.

Einstellungsmöglichkeiten ohne Ende

Der Rhino ist da keine Ausnahme. Recht klobig kommen die beiden Module daher und punkten eher durch Funktionalität als durch Eleganz. Dennoch ist der erste Eindruck positiv. Die gummierte Oberfläche an Stick und Schubregler sorgt für einen angenehmen und sicheren Griff. Allerdings entpuppt sich das Plastikgehäuse schnell als Leichtgewicht. Gerade in hektischen Weltraumschlachten dürfte bei dem ein oder anderen das Schubregler-Modul verrutschen. Eigentlich ein Unding in dieser Preisklasse. Abhilfe schafft hier nur entweder starkes Doppelklebeband oder ihr schraubt den Rhino durch die entsprechenden Löcher am Tisch fest. Ob das praktikabel ist, sei dahingestellt.

Drei 8-Wege-Cooliehats, etliche Knöpfchen. Der Stickt wirkt überladen, zeigt im Spiel aber Präzision und sichere Handhabung.
Drei 8-Wege-Cooliehats, etliche Knöpfchen. Der Stickt wirkt überladen, zeigt im Spiel aber Präzision und sichere Handhabung.

Beide Module bieten zahlreicher Schalter und Einstellmöglichkeiten. Allein der Stick besitzt drei Coolie-Hats, doch das Schubregler-Modul legt noch einiges drauf. Sieben Zwei-Wege-Kippschalter, fünf Drehregler und mehrere Knöpfe lassen sich in drei verschiedenen Modi belegen. Der Anschlag des schwergängigen, aber sehr genauen Schubreglers, lässt sich justieren. Allerdings habe ich kaum Unterschiede bemerkt. Stattdessen kommt es mir vor, als müsste das Modul erst „eingespielt“ werden, um leichtgängig zu funktionieren. Das kann aber eine rein subjektive Empfindung sein.

Das Schubregler-Modul ist die Schaltzentrale des Systems.
Das Schubregler-Modul ist die Schaltzentrale des Systems.

Für Bastler liefert Mad Catz sogar austauschbare Federn für den Stick mit, um den Widerstand individuell anzupassen. Sie lassen sich recht leicht austauschen, wobei ihr da schon etwas auf die Verarbeitungsqualität des Sticks vertrauen müsst. Ich habe es ein paar Mal gemacht, ohne dass es Probleme gab. An diesen ganzen Einstellungsmöglichkeiten merkt ihr, dass sich Mad Catz treu geblieben ist: Variabilität ist Trumpf. Ähnlich wie das S-T.R.I.K.E. 7 – Keyboard oder demnächst der L.Y.N.X. – 9-Controller richtet sich die Hardware an Core-Gamer, die viel Zeit und Geld in ihr Hobby investieren wollen.

In der Praxis

Die hauseigene Software ist nur etwas für Profis.
Die hauseigene Software ist nur etwas für Profis.

Beide Module belegen je einen USB-Steckplatz, benötigen keinen externen Stromanschluss und werden unter Windows 7 problemlos installiert. Die dazugehörige Software passt ins Konzept. Von der „simplen“ Kalibrierung bis zur einzelnen Tastenbelegung lässt sie keine Wünsche offen. Allerdings solltet ihr auch bereit sein, einige Zeit dafür zu investieren.

Für den Praxistest habe ich „Elite: Dangerous“ gewählt, da es von der Komplexität typisch für eine Flug- oder Weltraumsimulation ist. Bisher kam bei mir ein Thrustmaster H.O.T.A.S. X zum Einsatz. Er kostet mit rund 35 € nur einen Bruchteil des Rhino, liefert aber solide Ergebnisse. Für einige Runden durch das All ist er sicherlich ausreichend, aber mit der Verarbeitungsqualität und den Einstellungsmöglichkeiten stoßt ihr schnell an seine Grenzen.

Der Rhino spielt dagegen in einer ganz andere Liga. Deshalb finde ich es sehr gut, dass er sofort in den Steuerungsoptionen des Spiels erkannt wird. Das nimmt mir schon einen Großteil der Arbeit ab, doch die Belegung der einzelnen Knöpfe und Regler ist noch lange nicht perfekt. Hier wird die Konfiguration etwas mühselig, denn ich muss erstmal herausfinden, welche Nummer „Elite“ den einzelnen Schaltern zuweist. Eine Art Button-Layout wäre sehr nützlich gewesen.

Einige Schalter sind schwer zu erreichen.
Einige Schalter sind schwer zu erreichen.

Im Spiel selbst gibt sich der Rhino kaum eine Blöße. Der griffige Stick und der Schubregler liegen dank der bereits erwähnten gummierten Oberfläche sehr gut in der Hand. Präzise docke ich in den Raumhäfen an oder jage Weltraumpiraten. Allerdings passiert das, was ich schon vorher ahnte: Das Schubregler-Modul verrutscht leicht. Es ist mir unverständlich, warum Mad Catz dem Controller nicht wenigstens ein paar Saugnäpfe spendiert hat. Nur die wenigsten Spieler werden den Rhino am Schreibtisch festschrauben. Zudem ist mir noch eine Kleinigkeit aufgefallen: Die Kippschalter liegen dicht am Regler und lassen sich dadurch manchmal schlecht erreichen. Abgesehen von diesen beiden Kritikpunkten habe ich aber nichts zu meckern.

Fazit: Viel fürs Geld

Laut Mad Catz haben „Elite“ & Co den Absatz so angekurbelt, dass sie mit der Produktion des X-55 Rhino kaum nachkommen können. Das ist durchaus verständlich, denn der Controller bietet einen ordentlichen Gegenwert für knapp 200 €. Präzise Steuerung, sehr gute Ergonomie, zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten und eine gute Verarbeitung stehen der etwas zu leichten Bauweise und gelegentlichen Übersichtsproblemen gegenüber. Ein echter Hingucker ist der Rhino sowieso nicht, aber das sollte nun wirklich kein Kriterium sein. Der X-55 Rhino H.O.T.A.S. erfüllt seine Aufgaben mit Bravour und ist der ideale Controller für ambitionierte Freizeit-Piloten.

Der X-55 Rhino ist unter anderem bei Amazon erhältlich, weitere Details bekommt ihr direkt beim Hersteller.

4 Kommentare
  1. […] Dann habe ich für Polys Schwester “GamingGadgets” den sehr schönen Flightstick X-55 Rhino HOTAS getestet und musste mich wieder etwas umgewöhnen. Nichtsdestotrotz kann ich den Stick jedem […]

  2. MrRonsen sagt

    Gibt es eine Stick-Verlängerung als Zubehör?
    http://forum.aerosoft.com/index.php?/topic/85034-saitek-x-55-verl%C3%A4ngerung/
    das wäre gerade für WarThunder viel besser, präziser für originalgetreues fliegen von WW2-Fliegern.

    1. Andreas sagt

      Hallo MrRonsen,

      weiß ich leider nicht, aber ich habe eine Mail an Mad Catz geschickt. Sobald ich eine Antwort bekomme, melde ich mich wieder.

  3. Rainer sagt

    Leider ist der Stick aber übel verarbeitet. Als Wenigspieler ging der erste nach 9 Monaten kaputt. Die Knöpfe am Throttle versagten plötzlich ihren Dienst. Austausch war kein Problem. Der zweite ist nun nach 13 Monaten (davon höchstens 200 Stunden gespielt) mit dem gleichen Defekt ausgefallen. Ich kann also nicht sagen, viel fürs Geld. Die Sticks sehen toll aus, halten aber nicht was sie versprechen. Saitek-Produkte kaufe ich nicht wieder.

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