Steam Link: Streamt eure PC-Spiele ins Wohnzimmer! Der Praxistest!

Der Gaming-Rechner steht im Arbeitszimmer, der riesige HDTV im Wohnzimmer? Was tun? Valve hat mit Steam Link eine tatsächlich gut funktionierende Lösung am Start. Der Praxistest.

Valve ist wirklich bemüht, PC-Spiele salonfähig zu machen. Sie sollen dorthin, wo sich der große Fernseher befindet oder vielleicht sogar schon eine Konsole steht. Doch nicht jeder möchte sich eine stylische Steam Machine kaufen, vor allem wenn man bereits einen potenten Spiele-PC besitzt. Die Lösung: Steam Link. Das unauffällige Gerät funktioniert ausschließlich mit Steam, das auf eurem Computer mit Windows, Linux oder Mac OSX installiert sein muss. Die schwarze Box verbindet ihr über Ethernet oder WIFI mit eurem Heimnetzwerk sowie mit eurem TV-Gerät über HDMI. Und schon kann’s fast losgehen. Aber der Reihe nach…

Da ist einiges dabei. (Foto: GamingGadgets.de)
Da ist einiges dabei. (Foto: GamingGadgets.de)

Ausgepackt

Steam Link passt perfekt zum Steam Controller. Nun, eigentlich harmoniert der Player auch am besten mit dem Gamepad von Valve. Den solltet ihr am besten verwenden, alternativ werden auch reguläre Controller (u.a. Xbox 360- oder Xbox One- Gamepad), Tastaturen und Mäuse unterstützt, die ihr in die drei USB-Anschlüsse steckt. Fakt ist: Ohne Eingabegeräte könnt ihr Steam Link gar nicht verwenden – wie auch? Interessant wäre sicherlich eine Konfiguration via App gewesen, doch so weit ist man wohl noch lange nicht. Sei’s drum.

Auf jeden Fall weckt das Auspacken die Lust auf Steam Link. Für jede Region dieser Welt hat man auch einen passenden Strom-Adapter parat, genauso gibt’s ein HDMI- und Ethernetkabel sowie eine kurze Anleitung dazu. Ein wenig Technik-Affinität vorausgesetzt, ist das Gerät an sich selbsterklärend. Hier das HDMI-Kabel ran, da das USB-Dongle für den Steam Controller (oder Tastatur, Maus etc.), dort das Stromkabel. Valve empfiehlt explizit, ein Ethernet-Kabel zur Verbindung zum Router zu nutzen, ich probierte es zu Beginn dennoch mit WIFI aus. Später dann auch klassisch zum Vergleich.

Aufgeräumte Packung mit allerlei Kabeln und Adaptern. (Foto: GamingGadgets.de)
Aufgeräumte Packung mit allerlei Kabeln und Adaptern. (Foto: GamingGadgets.de)

Alles in allem: Positiver Ersteindruck. Das Produkt wirkt von Anfang an wertig, trotz eines dezenten China-Geruchs zu Beginn und Kleberückstände nach dem Entfernen der Schutz-Plastikstreifens am Gehäuserand. Das mag ich nicht wirklich.

Einrichtung

Das muss man den Verantwortlichen lassen: Die Installation klappt schnell und reibungslos. Sobald ihr Steam Link ans Stromnetz angeschlossen habt, schaltet es sich ein und verlangt die Einrichtung. Sprache und favorisiertes Netzwerk waren schnell ausgewählt, ein erstes Update wurde selbständig geladen. Kurze Zeit später folgte die Aufforderung, Steam auf dem PC zu starten, zur Authentifizierung war noch die einmalige Eingabe eines Codes erforderlich. Und tata – Steam erstrahlte auf dem Fernseher, den Wechsel zum Big Picture Modus musste ich manuell mit dem Controller durchführen. Geschenkt.

Valve bietet keine unzähligen Optionen an. Wieso auch? (Foto: GamingGadgets.de / Screenshot)
Valve bietet keine unzähligen Optionen an. Wieso auch? (Foto: GamingGadgets.de / Screenshot)

Was mich schon überraschte: Über mein vorhandenes WIFI-Netz mit IEEE 802.11 ac (5GHz wählte ich hier aus) bemerkte ich keine nennenswerte Latenz bei Eingaben. Zum einen scheint mit einem aktuellen, guten Router (ich benutze einen Speedport W724V) ausreichend Bandbreite zur Verfügung zu stehen, um schnurlos Inhalte vom PC zum HDTV zu streamen. Zum anderen ist der Controller direkt mit Steam Link und nicht mit eurem PC verbunden, sodass damit die Verzögerung weiter minimiert wird. Ferner erhaltet ihr in den Optionen weitere Einstellungen, um das Erlebnis euren Ansprüchen anzupassen. Ändert in drei Schaltern die Qualität des Bildes, aktiviert Hardware-Beschleunigung der Übertragung oder entscheidet euch manuell für eine Auflösung. Umso höher diese ist, umso höher ist zwangsläufig die nötige Bandbreite. Lasst ihr das automatisch übernehmen, sinkt das gerne mal unterhalb von 720p, was sich dann auf einem großen HDTV auf jeden Fall bemerkbar macht. Und genau das ist dann doch der Unterschied zum Ethernet-Anschluss: Hier bekommt ihr eine konstante Übertragungsgeschwindigkeit, die schlicht besser, stabiler und höher ist. Vielleicht schwingt zusätzlich ein subjektives Empfinden mit, doch bin ich der Auffassung, dass die Optik mit Ethernet-Verbindung dezent schärfer, kontrastreicher und flüssiger ausfällt. Über WIFI hinterlässt das Bild einen blassen Eindruck.

USB-Anschlüsse, HDMI, Power. (Foto: GamingGadgets.de)
USB-Anschlüsse, HDMI, Power. (Foto: GamingGadgets.de)

Im Alltag

Aus Bequemlichkeit und aufgrund meines eingerichteten Heimnetzwerks entschied ich mich für WIFI im Praxisbetrieb. Und nach ein paar Tagen schon fühlte sich Steam Link wie eine Art Spielkonsole an. Mein Arbeitsrechner ist ohnehin fast den gesamten Tag eingeschaltet oder zumindest im Standby-Modus, Steam kann bei Bedarf im Hintergrund laufen. Am Fernseher auf der Couch schalte ich die „Kiste“ mit dem Steam-Button auf dem Steam Controller ein, kurze Zeit später erhalte ich die komplette Oberfläche von Steam im Big Picture-Modus. Ich wähle bequem Spiele aus, installiere vorhandene aus der Bibliothek und konfiguriere meinen Controller. In dem vorhandenen Web-Bereich darf ich sogar einen Browser oder Youtube verwenden – überaus komfortabel ist das jetzt nicht. Doch ausreichend allemal.

Der Browser von Steam Link. (Foto: GamingGadgets.de / Screenshot)
Der Browser von Steam Link. (Foto: GamingGadgets.de / Screenshot)

Was mir jetzt nach zwei Wochen Testzeit auffiel: Erste Updates (für Steam, Steam Controller und Steam Link) verbesserten Bedienung und Komfort sowie ein wenig die Übertragungsgeschwindigkeit – zum Positiven. Bezogen auf das generelle Erlebnis kann man sicher noch das eine oder andere optimieren, vor allem bei schnelleren Spielen kam es bei mir zu Artefakte-Bildung und sogar hin und wieder eine spürbare Latenz. Die Framerate bei „Dirt Rally“ rutschte häufiger in einen Bereich, bei dem das Spielen nicht mehr so viel Freude bereitete. Ob das nun am WIFI lag, weil nebenbei noch etwas heruntergeladen oder aktualisiert wurde? Denkbar. Im Großen und Ganzen bin ich positiv überrascht und eigentlich sogar ganz zufrieden. Natürlich muss ich visuelle Abstriche in Kauf nehmen – also im Vergleich zu einem PC, den ich direkt via HDMI an meinen HDTV angeschlossen habe. Aber das war mir von Anfang an bewusst. Es geht ja technisch nicht anders. Und etwas mehr herausholen könnt ihr durchaus, wenn ihr euch für Ethernet statt WIFI entscheidet. Nur dann müsst ihr im schlimmsten Fall Kabel verlegen.

Fazit: Nicht übel!

Hatte ich Glück mit meinem WIFI-Netz, dem Router oder meinen dünnen Wänden in der Wohnung? Jedenfalls funktioniert Steam Link für meinen Geschmack schon sehr ordentlich und mit wenigen Problemen. Zwar bleibt das Gefühl, als müsste Valve hier und da noch einige Justierungen an der Software vornehmen, doch weitere Updates in den nächsten Wochen könnte Steam Link (in Kombination mit dem Steam Controller) zu einer ansprechenden Alternative für diejenigen machen, die einen leistungsstarken PC besitzen und die Spiele wie auf einer Konsole im Wohnzimmer genießen möchten. Klar, Kompromisse müsst ihr bei der Bildqualität eingehen, diese sind trotzdem nicht im Ansatz so dramatisch, dass ihr damit nicht leben könnt. Inakzeptable Latenz-Schwierigkeiten oder gravierende Bugs sind mir bei meinen Versuchen nicht aufgefallen. Und daher kann ich euch Steam Link empfehlen. Für den Preis von 55 Euro erhaltet ihr ein praktisches Zubehör für einen konkreten Zweck. Seht ihr für euch einen Bedarf, trefft ihr keine schlechte Wahl. Ganz sicher nicht.

Nicht irrelevantes Ärgernis: Kleberückstände. (Foto: GamingGadgets.de)
Nicht irrelevantes Ärgernis: Kleberückstände. (Foto: GamingGadgets.de)

Weitere Details zu Steam Link gibt’s auf der offiziellen Webseite.

8 Kommentare
  1. Markus sagt

    Unterstützt Steam-Link eigentlich auch andere Auflösungen als 1080p oder 720p? Hintergrund ist, dass ich meinen Spiele-PC bereits im Wohnzimmer stehen habe und gelegentlich gerne das ein oder andere Aufbauspiel am Schreibtisch spielen möchte, jedoch steht dort ein alter Monitor mit einer Auflösung von 1650×1050. :D

    1. Sven sagt

      Hehe, also anders herum als üblich? :) Ja, im Grunde sollte das klappen. Die Auflösung des Spiels bzw. die des jeweiligen Displays, auf dem das Spiel dargestellt wird, findet da schon Berücksichtigung. Im Zweifelsfall werden Inhalte in 720p dargestellt, also 1280×720. Das Spiel selbst dürfte dadurch minimal pixeliger werden, aber bei diesem alten Monitor sicher verschmerzbar. :)

  2. Oliver sagt

    Habe meine heute bekommen und getestet.
    Das WLAN Kennwort wird nicht gespeichert, was irgendwie ziemlich nerfig ist und die Einrichtung über WPS Button funktioniert mit meiner Fritz-Box nicht richtig.
    Ausschalten beim ersten Menüpunkt zur Einrichtung ist nämlich nicht möglich mit dem X-Box Controller (Mein Steam-Controller kommt erst im Dezember).

    Ich würde mir noch Apps wie Netflix und Spotify wünschen. Vielleicht kommt das aber noch nachdem sie die anfänglichen Probleme beseitigt haben.

    1. Sven sagt

      Hey Oliver!

      Hast du denn bereits das erste Update geladen, was du sofort nach dem Angeben der WIFI-Verbindung laden solltest? Oder kam das bei dir nicht? Denn das WLAN-Passwort wird bei mir normal gespeichert. Bzgl. Xbox-Controller: Was hast du für einen? Ist der via USB angeschlossen? Dann sollte das klappen. Der Wireless könnte ggf. unnötigerweise Probleme bereiten. Hast du vielleicht noch ne Möglichkeit, den Controller via USB mit Steam Link zu verbinden?

      Ich hatte jetzt nicht so viel Pech wie du, bin aber guter Dinge, dass da noch einige Updates kommen. Spotify und Netflix wären schon nice, das stimmt. Technisch wäre das sicher kein großes Ding: Browser und Youtube gibt’s ja schließlich auch schon.

  3. daniel sagt

    Interessant ist überhaupt die Behauptung, dass es mit Ethernet besser laufen soll. Dieser Port besitzt (für heutige Verhältnisse veraltet) einen 100 Mbit Anschluss….wo Wifi AC mit 2×2 Mimo im AC HomeSetup an sich weit mehr schaffen sollte…

    1. Sven sagt

      Tja, Theorie und Praxis. 100 Mbit LAN gelten für alle an einen Router angeschlossenen Geräte – Down- und Upload. Bei WIFI verteilt sich dieses auf die Devices, dazu kommen Störungen durch Wände und dergleichen. Mit LAN hast du nach wie vor ganz klar die stabileren Raten. So jedenfalls meine Erfahrung mit Steam Link.

  4. Andy sagt

    Hi Sven,

    Hat das Ding auch Bluetooth? Ich überlege die mir direkt die neuen XboxOne Controller anzuschaffen und per Bluetooth mit dem SteamLink zu verbinden. Ich müsste sonst neue Empfänger kaufen.

    1. Sven sagt

      Hey Andy,

      Bluetooth ist dabei, d.h. du kannst auch Controller direkt koppeln. Hatte es mit dem Xbox One-Controller aber nicht probieren können. Schau mal hier:

      https://help.steampowered.com/en/wizard/HelpWithGameIssue/?appid=353380&issueid=353&nodeid=80&return_nodeid=8

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