Atomic Heart Review: Krasser Bioshock-Konkurrent oder gigantischer Flop?

Das neu gegründete Entwicklerstudio Mundfish hatte die Gaming-Welt mit der Ankündigung von Atomic Heart in große Vorfreude versetzt. Das Open-World-Action-RPG ist nun seit dem 21. Februar 2023 draußen und ich habe es mir nicht nehmen lassen, das gehypte Spiel mehr als ausführlich für euch zu testen.

Zum Einstimmen gibt es wie immer den Launch-Trailer:

Geflasht vom Ersteindruck

In Atomic Heart dürfen wir eine futuristische Alternativwelt bestaunen, die sich im Herzen der Sowjetunion abspielt. Gleich zu Beginn des Spiels werden wir von freundlichen Robotern begrüßt und bespaßt, während eine große Feier in der Stadt zugange ist.

An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu betrachten. Hier ein Roboter, der sich als DJ gibt, dort ein Roboter, der die Kunst des Jonglierens versteht und etliche Roboter, die die Stadt sauber halten und eben die Tätigkeiten ausführen, auf die die Menschheit keine Lust hat.

Ein fantastischer erster Eindruck vom Spiel.

In den ersten 15 min. des Spiels herrscht eine absolute Reizüberflutung im positiven Sinne. Egal, ob wir hier von der detailreichen und schick verzierten Stadt oder von dem hiesigen Treiben der Menschen und Roboter um uns herum sprechen.

Die Grafik ist auf höchsten Einstellungen extrem schick und mit einem guten Setup werdet ihr auch keine Framedrops oder Ruckler bemerken. Der erste Eindruck und die leichte Einarbeitung in die Story, sind durchweg positiv und machen Lust auf mehr.

Gelungene Story mit viel Gefluche

In Atomic Hearts schlüpfen wir in die Rolle von P-3, ein junger Mann, der im Dienste von Dimitri Setschenow, dem Kopf hinter den bahnbrechenden Errungenschaften, steht. Bei einer Feier zu Ehren des wissenschaftlichen Fortschritts, bei der wir selbst bereits unsere ersten wichtigen Fähigkeiten erlangen, werden wir in die Mutter-Anlage 3826 zitiert.

Tolle Reflexionen und wunderbare Details in der Anlage 3826.

Während draußen auf den Straßen ein neuer Fortschritt namens „Gedanke“ beworben wird, mit dem Menschen Roboter mit dem eigenen Verstand kontrollieren können, erfahren wir in den heiligen Hallen, dass es ein schwarzes Schaf in den eigenen Reihen gibt, welches die neue Errungenschaft ausnutzt, um die Roboter in der abseits gelegenen Forschungsanlage zu Killermaschinen mutieren zu lassen.

Nach einem gemütlichen Rundflug, bei dem es Allerlei zu bestaunen gibt, krachen wir auch schon unsanft in der Nähe der gefährlichen Forschungsanlage ein. Begrüßt werden wir von einer toughen Oma, die sich mit Raketenwerfern gegen die feindlichen Roboterscharen wehrt. Spätestens jetzt merken wir, dass der idyllische und sympathische Ersteindruck von Atomic Heart verflogen ist. Denn hier ist die Kacke so richtig am Dampfen.

Einer der vielen interessanten Charaktere im Spiel.

Passend zum Szenario, wird auch die Ausdrucksweise unseres Protagonisten immer dreckiger. Gefühle scheint er keine zu haben und Fluchen scheint eines seiner liebsten Hobbys zu sein. Ebenso dreckig sind die vielen sexuellen Anspielungen, die Atomic Hearts dem Spieler bietet. Während diese Tatsachen manche Spieler sicher abschreckt, sind sie für andere Spieler ganz sicher Entertainment pur.

Die deutsche Synchro ist zum Glück relativ solide. Einzig der Protagonist hört sich manchmal wie ein junger Kerl an, der auf älter macht, was für mich ab und zu etwas den Moment gekillt hat, aber sonst kann man sich das Spiel schon gut auf deutsch antun.

Auf der Suche nach dem Verursacher der gefährlichen Roboter-Armeen tun sich viele Geheimnisse auf, die durch Tonbänder und schriftliche Aufzeichnungen nach und nach ans Licht kommen. Besonders die Tonbänder verraten uns, was sich so alles hinter den Kulissen abgespielt hat und lassen uns besonders nah an die vergangenen Grausamkeiten, die den Menschen widerfahren sind, herankommen.

Die Story empfand ich persönlich als gut umgesetzt und vor allem sehr passend zum Setting. Einzig die flache Art des Protagonisten mildert die grausamen Umstände recht häufig, sodass die Tiefe oft durch seine Aussagen etwas verloren geht.

Gespaltene Gefühle in Sachen Gameplay

Trotz der vielen Möglichkeiten, die uns beim Kampf zur Verfügung stehen, ist das Gameplay für mich der größte Minuspunkt von Atomic Heart. Ja, es macht Spaß die vielen Fähigkeiten und Waffen zu verwenden und die Gegner und Bossgegner auf unterschiedlichste Weisen zu besiegen, dennoch ist das Spiel auch auf normalem Schwierigkeitsgrad ziemlich herausfordernd.

Eine herausfordernde Spielweise muss natürlich nicht immer negativ sein, was einem SoulsBorne-Fan wie mir natürlich absolut bewusst ist. Doch irgendwie wollte der Funke für mich trotzdem nicht überspringen. Das Hauptproblem liegt meiner Meinung nach an den schlecht verteilten Safe-Räumen. In Atomic Hearts steigt man nämlich nach einem Tod immer dort wieder ein, wo man als letztes gespeichert hat und das geht nur in den erwähnten Safe-Räumen.

Der Safe-Raum fungiert unter anderem als Respawn-Point.

Diese liegen aber meistens so, dass man kurz vor einem neuen Safe-Raum nochmal einen richtig harten Kampf bestehen muss. Stirbt man an dieser Stelle, wird man dann ziemlich weit zurückgesetzt und dann darf man sich alle Dialoge noch einmal neu anhören, alle geknackten Schlösser erneut knacken und die vielen lootbaren Gegenstände erneut aufsammeln. Stirbt man also wie ich öfter, gehen einem diese vielen Wiederholungen irgendwann wirklich enorm auf den Keks.

Ebenfalls alles andere als hilfreich, ist die Tatsache, dass Tutorials und Combat-Erklärungen nicht erneut aufgerufen werden können. Legt man das Spiel mal länger beiseite, ist es gar nicht so leicht, sich wieder in die kniffligen Kämpfe einzufinden.

Ebenso Enttäuschend empfand ich die offene Welt, die Atomic Hearts uns bietet. Nachdem der Ersteindruck in der festlichen Stadt, dank der detailreichen Aufmachung extrem überzeugend war, flacht dieses Gefühl ganz schnell ab, sobald es in die offene Welt hinaus geht. Das Innere der begehbaren Gebäude ist zum Beispiel alles andere als beeindruckend und wartet mit wiederholenden Räumen und wenigen Details auf. Genauso enttäuschend ist die restliche Spielwelt, die am Anfang bei unserem Rundflug noch so viel her zu machen schien.

Trotz der blutigen Szene im Mittelpunkt, wirkt der Raum leer und lieblos.

Diese negativen Punkte sind wirklich eine Schande, da das Gameplay ansonsten wirklich großes Potenzial hat. Wie bereits erwähnt erwartet uns in Atomic Heart ein beachtliches Fähigkeiten-Arsenal, sowie verschiedene Waffen, die wir nach und nach verbessern können. Immer mit dabei ist unser Handschuh namens Charles, der uns nicht nur hilft, unsere Fähigkeiten, wie Schock-Angriffe oder andere, effektiv einzusetzen, sondern auch immer wieder interessante und auch spaßige Dialoge mit dem Protagonisten hervorruft.

Ein fetter Pluspunkt: Im Kampf können wir eine große Bandbreite an Fähigkeiten einsetzen.

Des Weiteren können wir unterschiedliche Verkehrsmittel für die Fortbewegung nutzen und bekommen immer wieder herausfordernde Schlösser oder Rätsel präsentiert, die wir auf kreative Weise knacken müssen.

Auch das Gegner-Design ist wunderbar kreativ und sorgt, zumindest in den ersten Stunden für eine tolle Abwechslung. Vergleichen wir die Menge der verschiedenen Gegner allerdings mit der Größe der Spielwelt, so hätten sich hier meiner Meinung nach gerne noch ein paar mehr Gegnertypen einnisten können.

Fazit

Für jeden positiven Aspekt, den Atomic Heart uns bietet, bringt das Spiel auch einen negativen Aspekt mit. Atomic Heart ist an sich ein tolles Open World-Game mit einer Spielwelt, einer Geschichte und Gegnern, die wir so bisher noch nicht gesehen haben und in Sachen Gameplay kann es vor allem mit einer großen Bandbreite an Fähigkeiten, die uns im Kampf zur Verfügung stehen, überzeugen. Dennoch werden all diese positiven Eigenschaften gleichzeitig von diversen Makeln überschattet.

So werden wir beispielsweise zu Beginn des Spiels von seiner Schönheit und Detailverliebtheit überrascht, die aber im späteren Verlauf leider deutlich abflachen. Genauso wird das tolle, herausfordernde Gameplay von ungünstig platzierten Speicherpunkten überschattet, die dafür sorgen, dass tödliche Fehler im Kampf zu einer Reise andauernder, nerviger Wiederholungen wird, um nur ein paar der Probleme zu nennen.

Manche Abschnitte sind absolut beeindruckend, während andere einfach quälend anstrengend sind.

Insgesamt kann ich sagen, dass vor allem die ersten Stunden ein ähnliches Gefühl in mir auslösten, wie damals das erste Bioshock und der erste Blick auf Rapture und auch das Gameplay richtig bockt, wenn man sich einmal ordentlich eingespielt hat. Vor allem die Performance kann hier, im Vergleich zu Hogwarts Legacy, wirklich überzeugen.

Bedenke ich außerdem, dass es das erste große Spiel des Entwicklerstudios Mundfish ist, so bin ich doch gewillt die vielen Probleme beiseite zu schieben und stattdessen die tolle Kreativität und den Mut, den das Studio bewiesen hat, als es sich entschied, die Sowjetunion als Schauplatz zu verwenden, zu loben.

Wenn ich die Frage im Titel also beantworten soll, ist Atomic Heart weder ein gigantischer Flop, noch der größte Bioshock-Konkurrent. Atomic Heart ist von einem gigantischen Flop sogar weit entfernt und ist stattdessen tatsächlich ein solides Open-World-Abenteuer. Aber um in der Liga von Bioshock mitspielen zu können, hat es sich ganz einfach zu viele Fehler erlaubt und kann sich vor allem auch nicht mit der emotionalen Tiefe des Mega-Hits messen.

  • Atomic Heart ist am 21. Februar 2023 für PS5, PS4, Xbox One, Xbox Series, xCloud und PC erschienen. Das Spiel könnt ihr gleich hier über unseren Amazon-Link bestellen.
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