Benötigt E-Sport Spielergewerkschaften? Ein Kommentar
Es gibt viele kontroverse Diskussionen in der Welt des E-Sports. Da wären Debatten über den Einfluss oder das Monopol von Spieleherstellern und -herausgebern über die verschiedenen Titel im elektronischen Sport. Oder auch Diskussionen darüber, ob E-Sport offiziell als Sport anerkannt werden sollte oder nicht. Eine weitere Debatte ist die über Spielergewerkschaften.
Es geht um “unfair” nah aneinanderliegende Turniere, mangelnde Unterstützung an den Austragungsorten, Visa-Probleme und deutlich verspätete Ausschüttungen von Preisgeldern. Benötigt E-Sport Spielergewerkschaften, um diesen Problemen entgegenzuwirken? Vielleicht.
Spielerinteressen im E-Sport benötigen mehr Schutz
Die Debatte um Spielergewerkschaften für den elektronischen Sport flammt wieder auf. Eigentlich war die Debatte nie wirklich weg, aber sie war zuletzt ein wenig “eingeschlafen”. Professionelle Apex Legends Spieler, wie Casper ‘Gnaske’ Præstensgaard von KC Pioneers, brachten aber neue Gründe für Spielergewerkschaften vor. Die Ausschüttung von Preisgeldern nach der Apex Legends Global Series (ALGS) 2022 Championship in Raleigh fand viel zu spät und erst nach Androhung von rechtlichen Schritten statt.
Über 5 Monate auf das gewonnene Preisgeld zu warten, obwohl eine 90-tägige Frist per Vertrag abgesprochen war? Das ist eine Hausnummer. Und im E-Sport leider keine Ausnahme. Natürlich geht es nicht nur um verspätete Preisgelder in der Debatte rundum Spielergewerkschaften. Übergeordnet geht es um den Schutz der Spieler und die Interessenvertretung dieser Spieler. Elektronischer Sport ist Jahrzehnte alt und steckt in vielerlei Hinsicht immer noch in den Kinderschuhen, heißt es von Unterstützern der Idee von Spielergewerkschaften.
Spielergewerkschaften könnten auf unüberwindbare Barrieren stoßen
Warum gibt es dann eigentlich noch keine Spielergewerkschaften im E-Sport? Die Bildung von Interessenvertretungen für traditionelle Sportler war eine völlig natürliche Entwicklung ohne viel Debatte. Doch E-Sport ist hier, wie so oft, anders und geplagt von Problemen. Unter anderem die einzigartig kurze “Lebensspanne” von Videospielen. Standards zu etablieren, würden manchmal länger dauern, als der Spieletitel kompetitiv gespielt wird. Siehe jährlich erneuernde Titel wie FIFA oder NBA 2K.
Zudem kommen im elektronischen Sport, einmal mehr, die Videospielehersteller und -herausgeber ins Spiel. Es gibt kein klassisches Arbeitgeber-/Arbeitnehmerverhältnis, sondern vielmehr ein Drei-Parteien-System, mit Organisationen und Vereinen, Spielern und den Herstellern/Herausgebern als Teilnehmer. Gewerkschaften hätten also eine schwere Zeit signifikante Ergebnisse zu erzielen, denn die Hersteller und Herausgeber besitzen alle Rechte am Sport, also den Spielen. Aufgrund dessen müssten sich diese Hersteller und Herausgeber auch nicht an Absprachen zwischen Gewerkschaft und Vereinen/Organisationen halten.
Die Debatte um Spielergewerkschaften hält an
Sind Spielergewerkschaften also notwendig, aber unmöglich? Nun, nichts ist unmöglich. Und Spielergewerkschaften würden selbstverständlich auch im E-Sport gewisse Vorteile für die Spieler erzielen können. Insbesondere sichere Verträge und faire Bezahlung für Spieler. Denn in diese Debatte mischten sich bisher nur die wenigsten Hersteller und Herausgeber ein. Zudem könnten Spielergewerkschaften bei Streitigkeiten als Mediator auftreten. Ob es zur Bildung einer Spielergewerkschaft kommen wird oder nicht, ist allerdings noch abzuwarten. Und deren Einfluss auf die geistigen Eigentümer der Spieletitel im E-Sport ist fraglich.
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.