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Bücher für Gamer als Weihnachtsgeschenk

Ihr wollt Gamer zu Weihnachten beschenken, aber weder ein Spiel noch das übliche 08/15-Merchandise kaufen? Dann wären Bücher zu Videospielen, ihrer Kultur und Geschichte eine Alternative! Sieben Bücher neueren Datums haben wir uns für euch angeschaut.

Tim Lapetino: Atari – Kunst und Design der Videospiele

Lapetinos Atari-Werkschau ist bereits seit etwas mehr als zwei Jahren auf Englisch erhältlich. Auf 354 Seiten feiert der Autor die Atari-Ära, in der Videospiele erstmals zum Massenphänomen wurden. Das Besondere an der Zeit damals ist die Kunst und eben das Design der Games abseits der Darstellungen auf dem Bildschirm. Klingt paradox? Nun, irgendwie musste dem zahlungswilligen Zocker in der Spielhalle vermittelt werden, was der Pixelmatsch auf der Mattscheibe darstellen sollte. Und wer Nachschub für seinen Atari 2600 oder VCS suchte, orientierte sich ebenfalls an den Artworks auf der Spielhülle.

Kuriose Werbung in frühen Videospieltagen. (Foto: Gaminggadgets.de)

Viel Geld wurde also in die Hand genommen, um kleine Kunstwerke zu schaffen, die selbst heute noch aus dem Einerlei der PR-gesteuerten Videospielindustrie herausstechen. Tim Lapetinos Verdienst ist nicht nur das Zusammentragen von über 700 Artworks, sondern gleichfalls die Ausleuchtung von Hintergründen. So erfährt der Leser, welche Philosophien hinter den Konsolendesign stecken, in wie vielen mühsamen Schritte ein Spielecover von der Idee bis zur fertig bedruckten Hülle gehen musste und wie die Werbung Ataris im Laufe der Jahre professionalisiert Zielgruppen angepasst wurde.

Für die Übersetzung ins Deutsche ließen sich Stephan Freundorfer und Winnie Forster gut zwei Jahre Zeit. Den beiden ist es zu verdanken, dass Atari – Kunst und Design der Videospiele in einer exzellent übersetzten Fassung vorliegt, die vom Gameplan Verlag vertrieben wird.

(Gameplan – erhältlich bei Amazon – 354 Seiten – 39,80 €; aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Stephan Freundorfer und Winnie Forster)

Alternative: Brian Bagnall – Volkscomputer. Die Geschichte von PET und VC-20, C64 und Amiga. Ihr konntet Atari nicht leiden und wart eh Commodore-Fan? Dann sei euch dieses Buch empfohlen. Es ist kein visuelles Kompendium, dafür eine gut recherchierte Geschichte des Computerpioniers und Schöpfer der meistverkauften Personalcomputer der 1980er Jahre.

(Gameplan – erhältlich bei Amazon – 368 Seiten – 27,80 €; aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Boris Kretzinger und Winnie Forster)

John Szczepaniak: The Untold History of Japanese Game Developers Vol. 1-3

Ihr kennt Shigeru Miyamoto, Nobuo Uematsu und Hideo Kojima? Ha, wer nicht?! Aber schon mal was von Jun Nagashima, Yutaka Isokawa oder Yoshihiro Kishimoto gehört? Nein? Kein Wunder, denn besagte Personen sind keine Lichtgestalten, sondern stehen in zweiter Reihe der japanischen Videospielindustrie. Sie steuerten Grafiken bei, setzten Kampfsysteme in Rollenspielen um oder sorgten dafür, dass die Spiele eine ansprechende Verpackung spendiert bekamen.

Kennt ihr diesen Mann? Auch er war Teil der japanischen Videospielindustrie. (Foto: Gaminggadgets.de)

Was als Interviewprojekt des ambitionierten John Szczepaniak begann, wurde zu einem umfassenden Blick hinter die Kulissen der japanischen Videospielindustrie, gegen die die Crunchtimes bei Rockstar und Co. wie Kindergeburtstage anmuten. Der Autor führte die Interviews an den verschiedensten Orten: In Cafés, in Flughafenterminals und ab und an zwischen zwei Terminen, die der Interviewpartner wahrnehmen musste.

Neben den exzellenten Texten werden auch frühe Skizzen bekannter Spiele und Fotos der damals noch kleinen Entwicklerteams gezeigt. Unterm Strich ist es eine Reise zu unbekannten Orten und bietet mehr als die ansonsten blinde Verneigung der westlichen Videospielpresse vor japanischem Kulturgut. Einzig die Qualität der S/W-Abbildungen könnte höher sein und das Englisch ist ab und an etwas unverständlich.

(Amazon – jeweils etwa 400 Seiten – um 30 Euro; Englisch)

Alternative: Iwata fragt. Zugegeben, eine Scheinalternative, da sie nur online verfügbar ist. Aber durchaus unterhaltsam. Das ansonsten sehr verschlossene Unternehmen Nintendo machte es seit 2006 zur Tradition, die eigenen Entscheidungen transparent und nachvollziehbar in unterhaltsamen Interviews den Fans zu erklären. Die Fragerunden mit Nintendo-Offiziellen und altgedienten Veteranen des eigenen Hauses sind mehr als PR-Blabla, wenngleich hier und da ungeschönt Werbung für kommende Produkte gemacht wird. Je weiter aber das Erscheinungsdatum eines Produktes zurückliegt, umso gnadenloser werden Erfolg und Misserfolg analysiert. Einen Einstieg in die Interviewrunden findet ihr hier.

Fabien Mellado, Mathieu Manent, Antoine Clerc-Renaud und Franck Latour: PlayStation Anthology

Unter dem Label Geeks-Line wurden in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Videospielbücher veröffentlicht – etwa die N64 Anthology, die wir euch an anderer Stelle schon einmal vorstellten. Mit der PlayStation Anthology wurde die Reihe fortgeführt, wenngleich sich der zweite Band konzeptionell vom Erstling unterscheidet. Standen in Band 1 noch die N64-Spiele im Vordergrund und wurden einzeln rezensiert, ließ sich dies angesichts der Masse an PlayStation 1-Titeln nicht wiederholen. Wie viele Bände hätte eine solche Werkschau auch umfassen sollen?

Eine Hommage an die PS1, die vieles besser macht als Sonys Mini-Konsole. (Foto: Gaminggadgets.de)

Also beschritten die Autoren einen anderen Weg und zeichnen zunächst die Geschichte Sonys und der PlayStation nach, stellen dann die Granden des Erfolgs in einzelnen Interviews vor und sortieren jahrgangsweise die Sammler- und Spezialeditionen von Spielen und Hardware. Abgeschlossen werden die 388 Seiten mit einer Retrospektive der PlayStation-Geräte und ihrer Peripherie, den unveröffentlichten Spielen und einer kleinen Artwork-Galerie.

Das Buch beinhaltet auch viele Interviews – leider nur mit bekannten Gesichtern. (Foto: Gaminggadgets.de)

Das alles ist so bunt und hektisch wie die erste PlayStation-Ära, aber durchaus informativ und schwer unterhaltsam, sofern man Englisch beherrscht. Was negativ auffällt, sind einige Abbildungen, die extrem grobpixelig sind. Hier hätten die Autoren besser recherchieren können.

(Geek-Line – erhältlich bei Amazon – 388 Seiten – 34,90 Euro; Englisch)

Alternative: Reiji Asakura – Revolutionaries at Sony. Ein kleines Juwel im Meer an Texten zur PlayStation, in denen noch immer fabuliert wird, die Sony-Konsole sei die Antwort auf einen Verrat Nintendos am Elektro-Großkonzern. Asakuras fundierte Darstellung bricht mit den üblichen Stereotypen und ist daher selbst 17 Jahre nach Erscheinen erkenntnisbringend. Das Buch besteht nur aus Text, dazu noch in einem akademisch angehauchten Englisch, dafür ist jede Seite prall gefüllt mit Informationen. Falls ihr einem PlayStation-Fan eine Freude machen wollt, kauft dieses Buch, sofern ihr es irgendwo noch gebraucht auftreiben könnt.

(McGraw Hill – 244 Seiten – kein genauer Preis)

Mathieu Manent – GameCube Anthology

Das zweite Buch in dieser Runde, das von Geeks-Line publiziert wurde. Auch die GameCube Anthology ist ein buntes Werk, das sich konzeptionell zwischen die N64 und die PlayStation Anthology setzt. Ein geschichtlicher Abriss eröffnet das Buch, so dann wird die Hardware samt der Arcade-Varianten und des exotischem Zubehörs vorgestellt, um schließlich alle (!) jemals veröffentlichten GameCube-Spiele vorzustellen. Ein paar unveröffentlichte Spiele, Demos und Bundles sowie der Sammlerleitfaden beschließen das Buch. Persönlich werde ich das Gefühl nicht los, dass Geeks-Line lieber über Nintendo als irgendwelche anderen Unternehmen schreiben. Der Spielewürfel ist Kult und die liebevolle Hommage in Form dieses Buches eine tiefe Verbeugung vor einer Konsole, die erst nach ihrer viel zu kurzen Lebensspanne gewürdigt wurde.

Das Layout ist ansprechend, die Texte kurz und knackig, alle Abbildungen von hoher Qualität. Das Buch ist jeden Cent wert und dürfte Nintendo-Liebhaber unter einem Baum Jubelschreie entlocken. Eine klare Kaufempfehlung!

(Geek-Line – erhältlich bei Amazon – 362 Seiten – etwa 31 Euro)

Alternative: David Sheff – Nintendo. Ein japanisches Unternehmen erobert die Welt. Die Videospielbiografie schlechthin! In den frühen 1990er Jahren, als Spiele noch als Freak-Phänomen abgestempelt wurden, trug Sheff all das zusammen, was den kometenhaften Aufstieg Nintendos in den 1980er Jahren erklärte. Egal, ob auf Englisch oder Deutsch: Die erste Biografie des Mario-Konzerns ist ein kurzweiliger Lesespaß mit vielen absurden, aber wahren Episoden. Ebenso absurd: Die manchmal hilflose Übersetzung vom Englischen ins Deutsche durch W. M. Riegel. Da wird aus dem Motherboard, also der Hauptplatine, schon mal das Mutterbrett… findet ihr eine englischsprachige Fassung, ist diese also vorzuziehen.

(Goldmann – 546 Seiten – gebraucht ab 10 Euro)

Shinichiro Tanaka: The Legend of Zelda – Breath of the Wild. Creating a Champion

„Breath of the Wild“ ist einer der wichtigsten Nintendo-Titel der vergangenen zehn Jahre. Keine Rekordmarke, die das Abenteuer locker übersprang, kein Superlativ, der nicht genannt wurde. Dazu gehört auch die schiere Masse an Buchveröffentlichungen zum Spiel. Artbooks, Lösungsbücher und nun ein extrem umfangreiches Making-Of machen sich breit in den Bücherregalen. Dabei ist Creating a Champion vor allem erwähnenswert, da die Produktion des Buches hochwertig ist wie kaum ein vergleichbares Werk. Und es ist vergnüglich! Tatsächlich! Oder hättet ihr gewusst, dass der Link in „Breath of the Wild“ zunächst ein Gitarre spielender Biker sein sollte? Oder wie selbst „Wind Waker“ noch Einfluss auf die Designs nahm? Dass Nintendo einen 2D-Prototypen entwickelte, um die Spielmechaniken zu testen?

„Creating a Champion“ ist ein bildgewaltiges Making Of des Switch-Titels. (Foto: Gaminggadgets.de)

Vieles von dem, was im Buch an Informationen untergebracht wurde, ist aufgelockert durch eine Vielzahl von Abbildungen, Skizzen, Fotos, Hinweisen auf die Gestaltungslinien der verschiedenen Orte. Dadurch wertschätzt man überhaupt erst das Gesamtwerk „Breath of the Wild“ und verliert sich viele Stunden im Kosmos der Entwickler.

Einzig, dass dieses Buch nur einen Titel behandelt, könnte man negativ auslegen. Dem gegenüber steht der geringe Preis: Unter 26 Euro kostet das Mammutwerk. Für etwa 70 Euro gibt es noch die aufgebohrte Sammleredition in schönem Blau. Sie umfasst das Buch, einen Pappschuber, eine riesige Stoffkarte des Hyrules aus „Breath of the Wild“, einen Spirit Orb aus Glas, ein weiteres Artbook und einen Kunstdruck. Diese könnt ihr noch bei Amazon kaufen.

(Dark Horse – erhältlich bei Amazon – 426 Seiten – 25,90 Euro)

Alternative: Hirofumi Yamada – The Legend of Zelda. Arts & Artifacts. Das bei Tokyo Pop veröffentlichte Buch ist ein Bildband, der die Artworks zu fast allen „Zelda“-Spielen in einer Werkschau zusammenfasst. Nur die CDi-Titel ließ Nintendo verschämt aus.

Shinichiro Tanaka: The Legend of Zelda. Encyclopedia.

Tanaka scheint sowas wie der Haus-und-Hof-Historiker für die Zelda-Reihe zu sein. Das zweite, ebenfalls von ihm verfasste Werk ist – der Titel verrät es – eine Enzyklopädie, in der von den Anfängen auf dem NES bis zu „Twilight Princess HD“ auf der Wii U beinahe alle Titel der Reihe vorgestellt werden. Was fehlt? Na klar, die drei Spiele lang währende Eskapades auf dem Philips CDi und leider auch ein Blick auf die Zeichentrickserie. Schade.

Es glänzt, es glitzert und bietet wohlige NES-Nostalgie. (Foto: Gaminggadgets.de)
Es glänzt, es glitzert und bietet wohlige NES-Nostalgie. (Foto: Gaminggadgets.de)

Könnt ihr darauf verzichten, erwartet euch ein schönes Buch, in dem neben allerlei Bildern auch die Kreuzverweise innerhalb der Reihe erläutert werden. Wie hängt „The Wind Waker“ mit „Ocarina of Time“ zusammen, weshalb steht das zweite „Zelda“-Spiel aus der Timeline heraus und wo ist „Twilight Princess“ zu verorten? Fragen, über die sich die Fangemeinde tatsächlich jahrelang den Kopf zerbrach und nun eine höchstoffizielle Geschichte spendiert bekam. Die Entwicklung gewisser immer wiederkehrender Gegner, Figuren und Objekte wird schön visualisiert, jedem Spiel ein kleinerer Guide spendiert.

Das Buch ist etwas älter, wurde nun aber in einer Goldvariante neu aufgelegt. Diese besitzt ein Hardcover, das einem NES-Modul nachempfunden ist, ein passender Schuber und eine „Anleitung“ liegen ebenfalls bei. Gut 50 Euro werden dafür fällig, ohne diesen Schnickschnak kostet das inhaltlich identische Buch lediglich 23 Euro.

(Dark Horse – erhältlich bei Amazon – 328 Seiten – etwa 50 Euro)

Alternative: Kauzya Sakai (Herausgeber) – Super Mario Enzyklopädie. Eine Werkschau der ersten 30 Jahre mit dem weltbekannten Klempner. Es fehlen die „Ausrutscher“ auf dem CDi und die Edutainment-Spiele für PC, dafür sind alle auf Nintendo-Plattformen veröffentlichten Spiele dabei. Gutes Verhältnis von Text und Abbildungen, der Preis ist mit 29,95 Euro fair.

(Tokyo Pop – erhältlich bei Amazon – 258 Seiten – 29,95 Euro)

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Bücher für Gamer als Weihnachtsgeschenk: Sieben Empfehlungen
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Bücher für Gamer als Weihnachtsgeschenk: Sieben Empfehlungen
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Ihr wollt Gamer zu Weihnachten beschenken, aber weder ein Spiel noch 08/15-Merchandise kaufen? Wie wäre es mit Büchern zu Videospielen, ihrer Kultur und Geschichte?
Sven Wernicke
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