Elmo QBiC-MS1: Die Actioncam mit dem enormen Weitwinkel im Praxistest
Sie ist klein und möchte eure Kreativität fördern. Mich hat die QBiC-MS1 von Elmo sofort angesprochen. Wieso? Und was die Super-Weitwinkel-Kamera taugt? Der Praxistest.
Die bunte Theorie
Noch so eine Actioncam? Nach der GoPro braucht doch niemand eine Alternative? Hersteller Elmo ist da ganz anderer Auffassung. Und so entstand wohl QBiC-MS1 (hier mit QBiC abgekürzt). In der Tat ist die Kamera recht klein, aber wirkt aufgrund ihrer monströsen Linse und der Ausmaße (54,4 x 61,2 x 40,1 mm ) relativ wuchtig. Das hat allerdings mehrere Gründe: Zum einen besitzt QBiC einen enormen Weitwinkel von 185° – die GoPro Hero 3 Black Edition kommt hier im Vergleich auf bis zu 150°. Auf Wunsch könnt ihr den Sichtbereich verkleinern, auf 165° oder 135°. Neben diesem doch erstaunlichen Alleinstellungsmerkmal ist der Sensor mit 5 Megapixeln verhältnismäßig klein aufgelöst, zusätzlich gibt’s noch automatische Weißabgleich-Modi (Auto, Tag, Nacht, Bewölkt, künstliches Licht oder fluroszierend), einen 1000 mAh starken Akku mit einer sehr guten Laufzeit von bis zu 1 3/4h und integriertes WIFI. QBiC baut ein eigenes WLAN-Netz auf, mit dem sich euer Smartphone, Tablet oder PC (iOS, Android, Windows) verbinden kann. Videos werden bis zu 1080p mit 60fps aufgenommen, Fotos besitzen maximal eine Auflösung von 2912×1640 Bildpunkten – bis zu 10 Bilder können in Serie aufgenommen werden. Die F2.0er-Blende ist fest vorgeben, bei Gegenlicht lässt die WDR-Funktion noch scharfe, ausreichend helle Ergebnisse zu.
Schöne Sache: QBiC legt Wert auf qualitativ gute Nahaufnahmen, ist außerdem wasserabweisend (IPX4-Standard) und verfügt auch über ein Stereo-Mikrofon sowie einen Bildstabilisator. Gerade die letztgenannte Eigenschaft ist eine Bereicherung.
Dieses ganze Technik-Paket wiegt dabei gerade 93 Gramm – zuzüglich ggf. weiteres Zubehör. Ich selbst konnte leider nur den ohnehin mitgelieferten Smart Clip verwenden. Das ist eine Plastikhalterung, um QBiC an dem Smartphone oder gar dem Gürtel zu befestigen. Für Outdoor-Freunde empfehlen sich das wasserdichte Schutzgehäuse, eine Saugnapfhalterung oder ein Möglichkeit, die Kamera an einem Lenker anzubringen. Hier dürfte wohl alles dabei sein, was man für den Alltag benötigt. Leider lässt sich das Hersteller Elmo natürlich separat bezahlen, da kommt also eventuell noch etwas zum Kaufpreis von 249 Euro (UVP) hinzu. Nur das ist bei den Mitbewerbern ja nicht anders.
Nebenbei erwähnt: QBiC besitzt einen HDMI-Ausgang zum Anschluss an den HDTV sowie einen USB-Anschluss zum Aufladen oder zum Verbinden mit einem Rechner, um so auf die geschossenen Fotos und Videos zuzugreifen. Eine microSD-Speicherkarte liegt dem Lieferumfang nicht bei – Karten bis 64GB werden unterstützt.
Erste Einrichtung
Bringt ihr ein klein wenig Grundverständnis für technische Geräte, Smartphones und Digitalkameras mit, ist die Einrichtung schnell erledigt. Ladet euch für iOS oder Android (bzw. auch für Windows) die offizielle App herunter. Schaltet QBiC ein und sucht bei den WIFI-Einstellungen am Telefon bzw. Tablet nach dem WLAN-Netz, das die Cam selbständig aufbaut. Dann noch Standard-Passwort eingegeben, schon könnt ihr die App starten und das Live-Bild sehen, das der Sensor sofort ausspuckt. Zusätzlich entdeckt ihr Optionen, könnt die Auflösung der Videos ändern, Bilder in einem favorisierten Intervall knipsen lassen oder besagtes WDR aktivieren. Alles läuft über die App, wenn’s ums Konfigurieren und Auswählen der gewünschten Funktionen geht. Die Einstellungen werden gesichert , sodass ihr später auch ohne Smartphone eine Video- oder Foto-Aufnahme starten könnt – Tasten besitzt QBiC ja am Gerät.
Kurz gesagt: Der Start ist simpel, wenn alles reibungslos klappt. An dem Tag meines ersten Versuchs war es ungewöhnlich heiß, sodass QBiC erst den Akku nicht aufladen wollte. Dies erfolgt über einen USB-Anschluss am Gehäuserand unter einem Plastikschutz. Dort steckt ihr übrigens auch die microSD-Karte oder ein Mini-HDMI-Kabel ein. Jedenfalls erfuhr ich in der Anleitung, die zwar alle Details offenbart, aber echt winzig geraten ist, dass die Betriebstemperatur beim Aufladen 30 Grad nicht übersteigen sollte. Und tatsächlich: In einem anderen Zimmer der Wohnung klappte das tadellos. Ungewöhnlich und überraschend war das dennoch.
Erwähnenswert ist noch, dass der Smart Clip schnell an der Kamera angebracht ist und der Akku ausreichend geladen werden sollte, um auch längere Videos (maximal 30 Minuten am Stück) aufzunehmen. Empfehlenswert ist eine microSDHC-Karte, denn bei 60fps-Videos kommt das Speichern auf langsamere Speicherkarten nicht mehr hinterher – üble Ruckler sind die Konsequenz. Hier schaltet ihr im Zweifel auf 30 Bilder pro Sekunde, das genügt im Grunde auch.
Die Aufnahmen
An den enormen Weitwinkel müsst ihr euch erst einmal gewöhnen. Es ist schon erstaunlich, was ihr im besten Fall auf ein Foto oder ein Video bekommt – eine großartige Sache, bei der auch die GoPro nicht mithalten kann. Die 185° sind und bleiben auch nach längerer Benutzung das Highlight der QBiC, auch wenn ihr manchmal schon feststellt, dass die Bildqualität insgesamt recht schnell an ihre Grenzen kommt. Manche Videos, gerade bei schnellen Bewegungen, wirken im Hintergrund verpixelt, bei Fotos fehlt stellenweise der Kontrast. Zweitgenanntes könnt ihr natürlich mittels Bildbearbeitungssoftware korrigieren. Und auch die App der Cam bietet einige Optionen – aber nicht immer stellen euch die Ergebnisse zufrieden. Geht also bei der Motivsuche etwas bedachter vor. Bei extrem rasanten Fahrten solltet ihr auf eine feste Montage achten und nicht nur QBiC in der Hand halten – das wird dann nichts. Aufgrund der großen Linse sammelt sich recht schnell Schmutz auf dieser, ein regelmäßiges Reinigen lohnt sich.
Ihr solltet euch im Klaren darüber sein, dass QBiC eine Action-Cam ist. Nicht alle Aufnahmen sehen großartig aus, dafür erlebt ihr dank Weitwinkel eindrucksvolle Momente, wenn ihr zum rechten Zeitpunkt abdrückt. Der integrierte Bildstabilisator mag nicht immer perfekt funktionieren, doch ist das ein Wunder? Über Stock und Stein kann er hier einfach nicht alles „kaschieren“, was ruckelt und zuckelt. Was er leistet, ist sonst solide Arbeit und gegenüber einer GoPro Hero 3+ schlicht besser. Der prominente Mitbewerber besitzt ja gar keinen Stabilisator. Dennoch: Umso flotter ihr unterwegs seid, umso mehr habt ihr das Gefühl, als würden einzelne Frames verschluckt werden – gerade bei Videos (mit 60fps). Woran das liegt? Eine gute Frage…
Macken
Abgesehen von besagtem Hitzeproblem gibt sich QBiC etwas störrisch: Einmal stürzte mir beim Aufnehmen eines Videos die Kamera komplett ab und ließ sich nicht abschalten. Ich musste warten, bis der Akku leer war – was bei leuchtenden LEDs und einer Hitzeentwicklung des Apparates zum Glück recht schnell ging. Auch beendete sich die App das eine oder andere Mal. Das Speichern von Videos und Fotos durch das Betätigen der entsprechenden Knöpfe reagiert teils verzögert. Und Video-Aufnahmen in Full HD können nicht live auf dem Smartphone verfolgt werden, sondern nur in WVGA. Nur wer sollte in solch niedriger Auflösung Videos aufzeichnen wollen? Bei Fotos dagegen ist die Darstellung auf dem Bildschirm des Telefons nahezu in Echtzeit, was diverse Vorzüge hat: Mit dem Smart Clip befestigt ihr QBiC am Smartphone und könnt so die Cam fast wie eine normale Digitalkamera mit Touchscreen einsetzen. Nette Idee und klappt fein.
Ein Update der QBiC-Firmware ist mittlerweile erhältlich, das Aktualisieren dieser ist auch nicht schwierig. Aber absolute Einsteiger dürfte das überfordern. Dabei lohnt sich das Update, läuft die Cam doch danach stabiler. Ferner könnte die App schicker designt sein und die Kamera generell flotter auslösen. Ein wenig unfertig wirkt die Software-Seite schon. Und solltet ihr Probleme mit Englisch haben – in Deutsch gibt’s zwar das Handbuch, aber nicht die App. Ärgerlich.
Und da ist noch besagte Tatsache mit dem stotternden Aufnehmen von Full HD-Videos bei einer langsameren Speicherkarte. Wieso teilt dies der Hersteller nicht einmal auf der Support-Seite mit? Das eingebaute Stereo-Mikrofon ist übrigens ziemlich schwach. Wenn ihr ein wasserdichtes Gehäuse (separat erhältlich) verwendet, dürftet ihr vom Ton gar nichts mehr mitbekommen.
Fazit: Gut, aber…
Ich bin hin- und hergerissen. Der Weitwinkel von 185° ist toll, wirklich! Mit Geschick, Überlegung und Geduld könnt ihr großartige Motive einfangen – egal ob als Video oder Foto. Ich persönlich begnüge mich auch mit dem automatischen Weißableich und allgemein den nur wenigen Qualitätseinstellungen, bei denen sich Hersteller Elmo auf das Wesentliche konzentriert. Ebenso sieht QBiC-MS1 zwar nicht besonders schön aus, ist aber gut verarbeitet, stabil und handlich. Klasse ist der starke und andauernde Akku – so muss das sein! Auf der anderen Seite wirken App und Firmware der Kamera noch nicht vollends ausgereift. Abstürze, träge Reaktionszeit und manchmal nicht wirklich optimale Ergebnisse schmälern den Spaß dann doch etwas.
Eine Empfehlung ist QBiC-MS1 auf jeden Fall, sucht ihr nach einer Actioncam mit einem enormen Weitwinkel. Da bekommt ihr kaum ähnliche geartete Kameras. Apropos: Mit einem Preis von 249 Euro (UVP) ist das gute Stück auch nicht sensationell teuer – eben eine Alternative zur GoPro, die in den besseren Editionen (z.B. mit WIFI) auch eine Ecke teurer sind. Ich hoffe sehr, dass Elmo noch etwas bei der Software nachbessert – dann steht der Freude mit beeindruckender 185°-Fotografie bzw. Filmerei nicht viel im Weg. Es sei denn, ihr lasst euch von den genannten technischen Schwächen abhalten.
Und hier noch ein Video, das mit der Cam entstand…
Weitere Details zur Elmo QBiC findet ihr auf der offiziellen Webseite.
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