Floodland Review: Ein Aufbauspiel inmitten der Klimakatastrophe
Am 15.11.22 wurde das postapokalyptische Aufbauspiel Floodland von Vile Monarch Studios und Publisher Ravenscourt veröffentlicht. Ich habe bereits eine längere Testphase hinter mir und berichte euch heute, ob und vor allem für wen sich der Titel meiner Meinung nach lohnt.
Geniales Setting trifft auf großartigen Soundtrack
Das postapokalyptische Setting Floodlands spielt sich in einer Zukunft ab, in der wir den Kampf gegen den Klimawandel verloren haben. Die Welt ist überflutet und unser Fortschritt der letzten Jahrhunderte wurde zurückgesetzt. Die wenigen Überlebenden versuchen mit aller Kraft ihre Welt neu aufzubauen und es diesmal besser zu machen.
Seht euch hier den offiziellen Launch Trailer an:
Genau wie bei einem Blinddate, ist auch beim Testen eines Spiels, der erste Eindruck oft entscheidend für die Richtung der Gefühle, die sich noch in uns entwickeln. Und beim Thema Ersteindruck kann Floodland auf ganzer Linie überzeugen.
Zu aller erst fällt mir der großartige Soundtrack auf. Eine musikalische Untermalung, die meiner Meinung nach, nicht besser hätte gewählt werden können. Der Soundtrack im Hauptmenü vermittelt eine gewisse Ruhe und Traurigkeit, aber gleichzeitig auch Hoffnung.
Hört selbst:
Auch die einzelnen Stücke, die während des Spiels im Hintergrund laufen, passen perfekt zur Atmosphäre und tragen zur richtigen Stimmung bei.
Doch nicht nur der musikalische Aspekt vermittelt einen Top-Ersteindruck. Auch optisch überzeugt das postapokalyptische Aufbauspiel schnell. Erste Videosequenzen, präsentiert durch einen liebevollen Art-Style und toller Vertonung, lassen uns gänzlich in die fiktive Welt eintauchen.
Entscheidungen, die das Spiel maßgeblich beeinflussen
Bevor es ans Eingemachte geht, dürfen wir uns erst einmal einen von 4 verschiedenen Clans aussuchen, mit dem wir uns eine neue Welt inmitten von Wasser und Trümmern aufbauen wollen.
Zur Auswahl stehen:
- Die Good Neighbours, liberale Vorstädter, die sehr an ihren amerikanischen Traditionen hängen.
- Die Überlebenden von Oakhill, bestehend aus benachbarten Familien, die dank des Bunkers eines Preppers überlebt haben und auf Hierarchie, Regeln und Struktur setzen.
- Berkut-3, ein Zusammenschluss aus ehemals Beschäftigten einer Ölbohrplattform, die mit harter Arbeit und starker Führung eine besser Welt erschaffen wollen.
- Die Feuerwache, die von einem ehemaligen Feuerwehrmann mit der Prämisse gegründet wurde, so vielen Menschen, wie möglich zu helfen. Dieser Clan setzt vor allem auf Toleranz und Vielfalt.
Bei der Wahl des Clans ist entscheidend, mit welchen moralischen Vorstellungen und Regeln wir die neue Welt aufbauen wollen. Bedürfnisse und Überzeugungen des Clans werden sich nämlich auf die Geschehnisse im Spiel auswirken. Somit treffen wir mit der Wahl des Clans, unsere erste wichtige und maßgebende Entscheidung im Spiel.
Außerdem haben alle Clans unterschiedliche Perks, wie beispielsweise eine höhere Laufgeschwindigkeit oder eine geringere Kriminalitätsrate.
Zusätzlich kann man den Schwierigkeitsgrad einstellen. Dabei kann man nicht nur das gesamte Spiel auf leicht oder schwer stellen, sondern einzelne Punkte für sich schwerer oder leichter gestalten.
- Bei der Wahl der Schwierigkeitsgrade ist allerdings Vorsicht geboten. Ich hatte bei meinem Test bevorzugt alle Haken in der zweiten Spalte, also quasi auf „normal“ und wie das gelaufen ist, erzähle ich euch noch.
Doch kommen wir erst noch einmal zurück zu den wichtigen Entscheidungen, die wir zu treffen haben, denn davon wird das Spiel immer wieder geprägt. Nicht nur die Entscheidungen, die wir am Anfang fällen, werden das Spiel maßgeblich beeinflussen, sondern auch Entscheidungen, die wir während einer Session treffen müssen.
Immer wieder bitten uns Bewohner darum, wichtige Entscheidungen zu fällen und je nachdem, wie unsere Wahl ausfällt, kann die Entscheidung hohe Verluste fordern oder etwas Gutes bringen.
Besonders schwierig wird die richtige Wahl, wenn sich uns neue Clans mit anderen Moralvorstellungen anschließen, denn dann wird es immer schwerer, bis unmöglich, allen gerecht zu werden.
Später gibt es auch noch Gesetze für das Volk zu verkünden, die das Spiel auch, je nach Entscheidung, leichter oder schwerer machen können.
Das Überleben gestaltet sich schwierig
Auch wenn der soziale Aspekt und unsere Entscheidungen, wie zuvor beschrieben, einen großen Teil des Spiels ausmachen, gibt es da natürlich noch weitere erhebliche Punkte. Dazu gehören der Aufbau einer neuen Zivilisation und Ressourcenmanagement.
Und wer jetzt denkt, dass kann man mal so eben entspannt nebenbei machen, der irrt gewaltig. Bei Floodland muss man jeden einzelnen Schritt genauestens überdenken und alle Umstände einkalkulieren und selbst das garantiert noch keinen Erfolg.
Als erstes ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Die Beschaffung von Wasser und Nahrung steht also ganz oben auf der Agenda. Doch ebenso wichtig ist es, die Map weiter auszukundschaften, denn verharrt man, geht die Nahrung irgendwann einfach aus.
Besonders wichtig ist es auch, weitere Überlebende zu finden, die sich unserem Clan anschließen, da sonst wichtige Posten einfach nicht belegt werden können und der wichtige Fortschritt ausbleibt.
- Das Spielprinzip ist gut und das Aufbauen einer neuen Welt macht Spaß.
JEDOCH! Um in Floodland voranzukommen, braucht es viel Übung und Verständnis. Ich habe schon viele Aufbauspiele in meinem Leben gespielt, doch keines hat mich teilweise so verzweifeln lassen. Egal wie sehr ich auch auf alles geachtet habe, irgendwann fängt meine Bevölkerung einfach an zu sterben.
Sei es Mangel an Nahrung, Mangel an Trinkwasser oder sogar eine, sich schnell ausbreitende Krankheit, die jemand von einer Expedition mitgebracht hat. Auch toll wird es, wenn man alles andere überlebt hat und dann die Kriminalitätsrate wächst und die Leute anfangen, sich einfach gegenseitig umzubringen.
Es ist schwer zu erklären, woran das liegt, aber ich werde es mal versuchen: man hat am Anfang nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitern, weshalb es nicht viel bringt, gleich mehrere Wasser- und Nahrungsstationen zu bauen, da sie gar nicht alle besetzt werden können und die Menge, die besetzt werden kann, reicht zur Versorgung nicht aus. Ein Dilemma von vielen, die das Voranschreiten leider richtig schwer machen können.
Man muss auch wahnsinnig aufpassen, in welche neuen Bauwerke man seine Punkte investiert, da Fortschrittspunkte nur sehr sehr langsam generiert werden. Es geht schneller, sobald man die Akademie hat und 5 Arbeiter reinsetzen kann, allerdings hat man eigentlich fast nie so viele Arbeiter übrig und man tritt teilweise einfach auf der Stelle, da man ohne Fortschrittspunkte nicht weiter kommt.
Ich habe viele verschiedene Herangehensweisen ausprobiert. Manche waren erfolgsversprechend, endeten aber dennoch tragisch, da es wieder an irgendeiner anderen Stelle, ein nicht zu lösendes Problem gab. Generell gibt es nur wenige Ruhephasen, da man sich ständig neuen Schwierigkeiten stellen muss.
Wenn man bedenkt, dass ich das Spiel hauptsächlich auf dem zweit niedrigsten Schwierigkeitsgrad gespielt habe, finde ich das schon ein bisschen zu hart und sogar auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad (Verfolge die Geschichte) kommt es noch zum Ressourcenmangel.
Das Erkunden neuer Gebiete und das Entdecken weiterer Clans, sowie der Stolz, den man empfindet, wenn deutlicher Wachstum erkennbar ist, machen schon einen gewissen Reiz aus. Es macht ganz einfach Spaß! Schade nur, dass eine Session meist genau dann zu Ende geht, wenn man gerade mittendrin ist und endlich dabei ist, Fortschritte zu machen.
Fazit
Floodland hat einen wunderschönen Soundtrack und bietet eine tolle Welt, mit großartiger Hintergrundgeschichte. Auch optisch kann das Survival-Aufbauspiel überzeugen und das Spielprinzip ist soweit klasse.
Leider wird der Survival-Aspekt ein wenig zu groß geschrieben. Ständige Warnhinweise und Probleme, um die man sich kümmern muss, zerstören immer wieder den Spielfluss. Ich persönlich bin schon immer ein Fan von herausfordernden Spielen. Doch sehe ich den Schwierigkeitsgrad von Floodland schon fast als unfair an. Sogar auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad ist man keineswegs vor einer drohenden Hungersnot geschützt.
Generell finde ich, sollten sich die Schwierigkeitsgrade deutlicher voneinander abgrenzen. Statt leicht, mittel und schwer gibt es bei Floodland eigentlich nur schwer, schwerer, am schwersten und unmöglich. Ich dachte erst, dass es an mir liegt, aber ich bin nicht die Einzige mit der Meinung. So wird das Spiel jetzt schon im Netz als „hardcore“ und „extrem schwer“ betitelt.
Das scheint aber auch an den Entwicklern nicht vorbeigegangen zu sein, weshalb vor kurzem ein Guide hochgeladen wurde, um zumindest beim Start zu helfen:
Das Verrückte ist: trotz allem macht das Spiel Lust auf mehr! Vielleicht gerade deshalb, weil man es unbedingt schaffen möchte, weiterzukommen. „Es muss ja irgendwie gehen“, denkt man sich.
Ich möchte deshalb trotzdem eine Empfehlung für Floodland aussprechen, allerdings hauptsächlich für diejenigen, die eine ECHTE Herausforderung suchen. Wer auf der Suche nach einem gemütlichen „Die Siedler“-Klon ist, sollte lieber Abstand nehmen, da frustige Stunden vorprogrammiert sind.
- Floodland ist am 15.11.22 für den PC erschienen und kostet aktuell 29,99 Euro. Mutige können Floodland direkt auf Steam kaufen und loslegen.
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