JXD S7100: Das Spieletablet mit Android auf dem Prüfstand

Das JXD S7100. (Foto: JXD)
Das JXD S7100. (Foto: JXD)

Das JXD S7100 ist ein ungewöhnliches Tablet, welches hierzulande nicht regulär erworben werden kann. Doch dank des Internets ist der Kauf für niemanden ein Problem. Unter anderem gibt es das Gerät beim chinesischen Händler Ownta.com für 168,99 Dollar mit kapazitiven Display (empfehlenswert) und inklusive kostenlosem Versand nach Deutschland. Dazu kommen, und das ist nicht unwesentlich, rund 25 Euro beim Zoll.

Aber was ist das JXD S7100 eigentlich? Der Hersteller bewirbt das 7 Zoll große Tablet als Multimedia-Wunderwerk und Spielemaschine. Denn der Touchscreen-Computer verfügt über einen Analogstick, ein Steuerkreuz, vier Buttons und Start/Select-Knöpfe. Und zusätzlich klingen die technischen Angaben von JXD sehr vielversprechend:

 

  • CPU: ARM Cortex A9
  • RAM 512MB DDR2
  • GPU: 3D MALI 400 GPU
  • Display: 7.0 Zoll, 800×480 Bildpunkte
  • Interner Speicher: 8GB (SD-Slot für Karten bis 32GB)
  • Betriebssystem: Android 2.2
  • Kameras: 3.0MP Front, 2.0MP Rückseite
  • Bluetooth
  • WIFI 802.11 b/g

Die Realität sieht allerdings etwas anders aus, als man annehmen könnte. Während der Ersteindruck noch positiv ausfällt, überwiegt nach einiger Zeit die Ernüchterung.

Der Display beispielsweise ist trotz seiner hohen Bildauflösung dezent trübe und nimmt (Multtouch-)Eingaben nur mit einer deutlich wahrnehmbaren Verzögerungen an. Bluetooth beherrscht das von mir gekaufte Gerät überhaupt nicht. Laut diversen Internetforen verbaut JXD nicht in allen Tablets das Funkmodul. Ferner wirken die Buttons dezent unstabil. Die Kameras sind nicht in der Lage, vernünftige Bilder zu schießen – von den miesen Videoaufnahmen ganz zu schweigen. WIFI-Verbindungen brechen regelmäßig ab, gelegentlich werden vorhandene Netze gar nicht gefunden. Laut Benchmark-Programmen ist der ARM-Prozessor mit einem Rechenkern mit 800MHz getaktet – das ist heutzutage auch nicht mehr besonders schnell. Und ob das JXD S7100 wirklich über 512MB RAM verfügt? Sicher sollte man sich da nicht sein.

Die Rundungen erinnern an das iPad.
Die Rundungen erinnern an das iPad.

Das alles ist aufgrund der sonst soweit akzeptablen Verarbeitung vielleicht noch in Ansätzen hinnehmbar. Wirklich übel ist aber das Android 2.2-Betriebssystem. Dieses ist nicht nur veraltet, sondern in der Auslieferungsversion kaum benutzbar. Es empfiehlt sich, nach dem Kauf die Firmware zu aktualisieren. Dann ist die deutsche Übersetzung in den Menüs weitgehend in Ordnung und die Abstürze halten sich in Grenzen. Es bleiben aber andere Ärgernisse: Das JXD S7100 kehrt selbstständig aus dem Standby-Modus zurück, was die Akkulaufzeit insgesamt deutlich senkt. Länger als einen Tag hält der fest verbaute Akku nicht aus. Bei aktiver Verwendung sollte man mit 2-3 Stunden rechnen. Sehr wenig. Seltsam: Die vorhandene Android Market-App bietet nur eine winzige Auswahl an Programmen und Spielen. Zum Glück könnt ihr, sofern ihr euch damit beschäftigt oder in dem einen oder anderen Forum vorbeischaut, das Tablet „rooten“ und somit von Altlasten und Beschränkungen befreien. Dann ist es auch möglich, über etwas anstrengende Umwege Google Play aufzuspielen – oder halt andere gewünschte Apps.

Mario Kart 64 läuft eh nicht besonders gut. Frech auch: Buttons und Analogstick stammen wohl von Sony-Konsolen. (Foto: JXD)
Mario Kart 64 läuft eh nicht besonders gut. Frech auch: Buttons und Analogstick stammen wohl von Sony-Konsolen. (Foto: JXD)

Aber wieso ist das JXD S7100 eigentlich ein Spieletablet? Der offizielle Trailer macht es deutlich: Der Produzent bewirbt die Maschine damit, dass man Zugriff auf Hunderte von Spieleklassikern hat. „Super Mario 64“, „Capcom vs. Street Fighter“, „Mario Kart“ und viele andere Titel vom N64, Super Nintendo, MegaDrive, GameBoy und anderen alten Konsolen gehören zur Serienausstattung beziehungsweise können über den fest integrierten „Cloud-Service“ gesaugt werden. Ja, das ist bedenklich und ganz klar eine üble Urheberrechtsverletzung. Dazu kommen noch zahllose Android-Spiele wie „Asphalt 5“ oder „Angry Birds Rio“, die normalerweise gekauft werden müssten. Wirklich frech, was sich JXD hier leistet. Wer sich nicht in die Illegalität begeben möchte, kann freilich alle Spiele schnell und problemlos löschen.

Ansonsten sei gesagt: Die Emulatoren funktionieren weitgehend ordentlich, abgesehen vielleicht von der virtuellen Nintendo64-Nachbildung. Aber es ist ja möglich, mit einem gerooteten Gerät neue Versionen der Apps zu installieren. Das ist dennoch eine nervige Fummelei. Mögt ihr das nicht, gebt ihr euch mit dem Vorhandenen zufrieden. In der Tat bereitet es schon Spaß, alte Spiele mit einer guten Anpassung an die Knöpfe und den Analogstick zu erleben – aber ein fader Beigeschmack ist trotzdem immer dabei.

http://www.youtube.com/watch?v=qB6xlRwnG5o

Es ist nicht davon auszugehen, dass JXD eine neue und vor allem verbesserte Android-Version für das S7100 veröffentlichen wird – jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Und so bleiben die vielen Ärgernisse: Ab und an schmiert das Betriebssystem ab, die Bedienung ist in der extra angepassten Benutzeroberfläche („Game-Center) gruselig – genauso die Tatsache, dass hier in rauen Mengen Raubkopien verbreitet werde. Und ist keinesfalls nur von den uralten Games die Rede, sondern auch von aktuellen Android-Apps. Da die Verarbeitung nicht vollends zufriedenstellt, kann man das JXD S7100 schlussendlich nur bedingt empfehlen Möchtet ihr gerne mit Android basteln und ein preisgünstiges Tablet haben, könnt ihr den Minicomputer individualisieren und die illegale Software entfernen. Stimmt der Dollar-Kurs, erhaltet ihr so für deutlich unter 200 Euro ein akzeptables Gerät für die gelegentliche Nutzung. Mehr aber auch nicht. Davon ab: So gut sind die Emulatoren auch nicht, dass sie den Kauf rechtfertigen würden. Und mit einer 800MHz-CPU werdet ihr wohl langfristig auch nicht mehr die neuesten Spiele genießen können.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.