iSpace & iT.Rex: Kinderbücher mit Augmented Reality im Praxistest

Bei GamingGadgets.de werden jetzt auch Kinderbücher vorgestellt? Was zum Teufel?! Die beiden Bücher iSpace und iT.Rex vom Kosmos Verlag klangen allerdings sehr vielversprechend? Warum? Natürlich aufgrund der Augmented Reality-Elemente. Machen diese das Vermitteln von Wissen spannender und spaßiger? Schauen wir uns die Werke mal genauer an…

Zwei Bücher mit AR-Elementen. (Foto: GamingGadgets.de)
Zwei Bücher mit AR-Elementen. (Foto: GamingGadgets.de)

Die Idee

Die zwei Bücher vom Kosmos Verlag sind auf den ersten Blick ganz normale Schmöker für etwas ältere Kids, die bereits lesen und sich für Dinosaurier (iT.Rex) oder das Weltall (iSpace) begeistern können. Die Besonderheit bringen zwei Apps mit. Diese sind auf die Inhalte ausgelegt und dienen dazu, auf bestimmten Seiten Objekte oder Kreaturen zum „virtuellen Leben“ zu erwecken. Der Augmented Reality-Gedanke ist gerade hier naheliegend, da so interaktiv Wissen vermittelt werden kann. Nötig ist ein Smartphone oder Tablet mit iOS (ab Version 4.3) oder Android (ab Android 4.0) und einer Rückseiten-Kamera. Ohne die funktioniert das gesamte System nicht. Zum einen, weil ihr mit gestarteter App auf dem Bildschirm das Buch und eure Umgebung betrachtet, zum anderen weil ihr Trigger aktivieren müsst. Auf vorgegebenen Seiten der Bücher sind extra gekennzeichnete Augmented Reality-Kästen dargestellt, die von den Apps erkannt werden. Dadurch ist es möglich, in den Lesefluss sozusagen einzugreifen.

AR-Erwähnungen auf bestimmten Seiten. (Foto: GamingGadgets.de)
AR-Erwähnungen auf bestimmten Seiten. (Foto: GamingGadgets.de)

Soweit die gar nicht mal komplexe Theorie. Auf den ersten Seiten von iT.Rex und iSpace erhalten Kinder und Erwachsene die Erläuterungen, was zu beachten ist. Entsprechende QR-Codes mit Links zu iTunes bzw. Google Play hätte Kosmos ruhig anbieten können. So müsst ihr erst einmal „iSoloarSystemAR“ bzw. „iDinosaurAR“ abtippen, um zu den nötigen Apps zu gelangen. Nunja.

Rahmenbedingungen

Es versteht sich von selbst, dass für eine ordnungsgemäße Verwendung die Lichtverhältnisse stimmen sollten und die Kamera eures Telefons oder Tablets qualitativ ordentlich sind. Auch solltet ihr die Geräte nicht ruckartig hin oder her bewegen, das zerstört im schlimmsten Fall das Dargestellte. Empfehlenswert ist übrigens ein Tablet mit mindestens 7 Zoll. Ein Smartphone klappt zwar wunderbar, nur mit einem kleinen Bildschirm ist die Steuerung etwas anstrengend.

Dinos erleben mit iT.Rex

Auf 30 Seiten erhalten wissbegierige Kinder aufschlussreiche Details über Dinosaurier. Serviert werden hier eher konventionelle Informationen, was heißt: Brachiosaurus, T-Rex und Stegosaurus dürfen nicht fehlen, ein paar Fakten zur Anatomie, zu Jungtieren und einigen Exoten fehlen nicht. Insgesamt gefällt mir die Mischung gut, für etwas ältere, erfahrene Dino-Experten dürfte es aber schon oberflächlich sein.

Die eigentliche AR-Funktion findet ihr auf vier Seiten von iT.Rex vor. Kontrolliert werden kann ein Tyrannosaurus Rex durchs eigene Zimmer, auf Wunsch schlüpft ein Brachiosaurus aus einem Ei oder ein Velociraptor mit seinem Rudel taucht auf. Mit einem Pteranodon könnt ihr sogar erste Flugstunden unternehmen.

Insgesamt ist das alles ganz nett, wirklich. Das AR-Erlebnis ist gut. Vom einem richtigen Spielgefühl kann nicht die Rede sein, da ihr in erster Linie fiktive Dinos mittels Joystick nach links und rechts bewegt oder ein Gebrüll aktiviert. Das ist nicht viel, untermalt allerdings das Buch gut. Nur ob Kinder hier lange ihre Freude haben? Letztlich sind die Unterschiede zwischen den vier Optionen sehr gering.

Das geht gar nicht: In-App-Kauf in einem Kinderbuch. (Foto: GamingGadgets.de)
Das geht gar nicht: In-App-Kauf in einem Kinderbuch. (Foto: GamingGadgets.de)

Was in meinen Augen gar nicht geht: Versteckt (!) auf der ersten richtigen Seite („Dinosaurier herrschen“) findet sich einen In-App-Kauf, der ein Monster Pack für 2,69 Euro enthält. Ich weiß nicht, wofür ich dieses Geld jetzt ausgegeben habe. Nach meinem Kauf entdeckte ich nur einen neuen Button, mit dem ich Screenshots schießen und den an Freunde schicken kann. Nur solch ein unnützes Feature, das Kinder zum Kauf verleitet? Frechheit und ein no go!

Unendliche Weiten mit iSpace

Konzeptionell ist iSpace mit iT.Rex identisch, nur diesmal geht die Reise ins All. Persönlich gefällt mir die Aufmachung eine Ecke besser – und das nicht nur, weil das Buch auf 30 Seiten sehr viele Hintergründe offeriert. Kinder sollen ein Verständnis fürs Sonnensystem erhalten, genauso gehen die Autoren auf die Landung auf dem Mond ein. Etwas Science-Fiction fehlt nicht, denn auf mehreren Seiten wird eine fiktive Mondstation vorgestellt. Fakten zur gegenwärtigen Raumfahrt, zum Mars, zu Asteroiden oder gar dem Mars Rover Curiosity fehlen nicht. Die Fantasie wird mit einer Reise zum Mars oder gar Terrarforming auf dem Roten Planeten angeregt. Zweitgenanntes geht schon sehr weit, wie ich finde – aber aufgrund der kurzen Erklärungen passt das schon. Und ein allgemeines Verständnis für das Leben und die Größe des Universums wird außerdem geschaffen.

Diesmal bekommen angehende Astronomen auf elf Seiten AR-Inhalte spendiert, darunter ein komplettes, drehbares Sonnensystem, einen Mond zum Anfassen, eine Raumstation zum Drehen und Heranzoomen, einen Mondaufzug zum Benutzen, einen Asteroiden, einen Curiosity zum Herumfahren oder gar ein Flugzeug, um mit diesem über den Mars zu fliegen. Ein paar Ideen wiederholen sich im Kern, im Gegensatz zu iT.Rex wird hier aber deutlich mehr Abwechslung präsentiert. Sicher ist nicht alles aufregend oder ernsthaft eine Bereicherung, aber hier wird trotzdem einiges geboten.

Fazit: Einerseits spaßig, andererseits frech

Die AR-Bücher vom Kosmos Verlag besitzen noch viel Potential. Einerseits dreht sich hier alles ums Lesen und das Vermitteln von Wissen, andererseits ignorieren iSpace und iT.Rex nicht die Gegenwart mit mobilen Geräten, die längst in vielen Kinderzimmern angekommen sind. Persönlich vermisse ich etwas den realen Mehrwert bei den AR-Spielereien. Ihr seht ein Sonnensystem oder steuert einen Dino – da geht sicherlich noch mehr. Wie wäre es mit einem Art Saurier-Tamagotchi, das ihr mit dem Buch zum Leben erweckt? Oder eine Rakete, die man selbst gen Himmel schickt? In beiden Büchern wird angedeutet, was technisch heutzutage gar kein Problem darstellt.

Im Fall iSpace ist die Mischung aus Lektüre und digitalem Spaß stimmig sowie dem Preis von 14,99 Euro absolut angemessen. Wenn euer Nachwuchs im richtigen Alter (ab 8-9) ist und das Grundinteresse mitbringt, kann ich iSpace mit gutem Gewissen empfehlen. Anders sieht es bei iT.Rex aus: Trotz des gleichen Preises gibt’s zehn Seiten weniger, nur 4 AR-Funktionen und einen versteckten In-App-Kauf, der keinen Mehrwert besitzt. Das ist eine Frechheit und sollte in keinem Fall unterstützt werden. Ich weiß jedenfalls nicht, was ich da erworben habe. Daher: Im Zweifel Finger weg von iT.Rex, wählt stattdessen iSpace – wenn’s zu eurem Sohn oder eurer Tochter passt!

Weitere Details zu den AR-Büchern findet ihr beim Kosmos Verlag. Kaufen könnt ihr euch iSpace und iT.Rex beispielsweise bei Amazon.

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