Logitech PowerShell: Der Controller für iPhone und iPod Touch mit iOS7 im Praxistest

Mit einem Preis von 80 bis 100 Euro ist der Logitech Powershell Controller + Battery alles andere als ein günstiges Gamepad für iPhone 5(S) und iPod Touch der 5. Generation mit iOS7. 100%ig überzeugen kann die Peripherie, die Smartphone oder Mediaplayer in eine Handheld-Konsole verwandelt, im Praxistest leider auch nicht.

Einer der ersten Controller für iOS-Geräte - der PowerShell von Logitech. (Foto: GamingGadgets.de / Sven Wernicke)
Einer der ersten Controller für iOS-Geräte – der PowerShell von Logitech. (Foto: GamingGadgets.de / Sven Wernicke)

Das gibt’s fürs Geld

Einen Bluethooh-fähigen Controller für ein aktuelles Android-Gerät gibt’s mittlerweile schon für deutlich unter 50 Euro. Logitech verlangt standardmäßg doppelt so viel Geld von iOS-Freunden, die mit iPhone oder iPod Touch mobil wie an einer Handheld-Konsole spielen möchten. Für den doch ziemlich stolzen Preis bekommt ihr den eigentlichen Controller, in den ihr euer Telefon steckt. Diese Lösung ist überaus praktisch, schon bei erster Betrachtung fällt auch das logische Konzept auf. Eine Aussparung für die Rückseiten-Kamera fehlt nicht, genauso habt ihr Zugriff auf die Lautstärke-Regelung. Und dank eines Kopfhörer-Verlängerungskabels müsst ihr auf den Anschluss ebenso nicht verzichten.

Eine weitere Besonderheit, die den Preis sicherlich rechtfertigen soll, ist der integrierte Akku. Auf Knopfdruck greift ihr auf 1500 zusätzliche mAh zu und füllt mit diesen die Batterie eurer iOS-Maschine – auch während ihr sie gerade benutzt. In Anbetracht der Tatsache, dass externe Stromquellen mit der 10-fachen mAh-Zahl heutzutage schon für etwas über 30 Euro zu haben sind, ist dieses Element höchstens als ein „ganz nett“ zu bezeichnen.

Praktisch ist ferner, dass der Logitech Powershell Controller + Battery nicht über Bluetooth Verbindung zum iPhone oder iPod Touch aufnimmt, sondern über den Lightning-Port. Das dürfte die Latenzzeit verkürzen und die generelle Akkulaufzeit erhöhen. Seit iOS7 werden Gamepads mit Standard-Layout explizit von Apple unterstützt, Logitechs Controller gehört zu den ersten seiner Art. Ihr erhaltet ein Steuerkreuz auf der linken Seite, zwei Schultertasten und vier Aktions-Buttons (X, Y, A, B) sowie einen Pause/Options-Knopf. Analogsticks haben leider nur die Mitbewerber im Angebot, Logitech verzichtet auf diese. Schade.

Los geht’s

Frisch eingelegt. (Foto: GamingGadgets.de)
Frisch eingelegt. (Foto: GamingGadgets.de)

An sich ist der Logitech Powershell Controller + Battery selbsterklärend. Steckt euer iPhone 5 (S) vorsichtig in das Gamepad-Gehäuse, fertig ist die Handheld-Konsole. Wichtig ist, dass ihr am Lighning-Port andockt. Wenn nötig, verlegt ihr noch die Kopfhörer-Verlängerung oder verwendet den Adapter für den iPod Touch, der meinem Leihexemplar vom Hersteller leider nicht beilag. Generell fehlt ein Adapter für das iPhone 5C – für dieses Modell ist der Controller nicht gedacht (auch wenn er funktionieren sollte. Nur passt er in die vorgesehene Mulde?).

Die Installation einer App und die Einrichtung des Gamepads sind nicht nötig. Das ist einerseits gut, andererseits aber auch für Einsteiger irritierend. Was nun? Woher weiß ich, welche Spiele den Logitech Powershell Controller + Battery unterstützen? Mit keiner Silbe verrät das Handbuch oder die Verpackung, dass ihr einen Blick auf die offizielle Webseite werfen solltet, um dort eine gut gepflegte Liste zu bekommen. Wieso bietet Logitech nicht eine eigene App mit Vorstellung geeigneter Spiele an? Ein solch praktisches Tool hat der unabhängige Programmierer Robert Beierheimer mit Game Controller Apps im Angebot. Eine echte Bereicherung, auf die die Anbieter solcher Controller eigentlich hätten selbst kommen müssen!

Ist diese zugegeben ernüchternde Hürde genommen, geht’s an den Download diverser Apps. Schon die kostenlosen Spiele wie „Dead Trigger“, „Dungeon Hunter 4“, „Fast & Furious 6“, „Galaxy on Fire 2 HD“ und etliche andere aus dem F2P- bzw. Lite- Bereich verdeutlichen, wie unkompliziert das Konfigurieren ist. Manchmal werdet ihr darüber informiert, dass das Gamepad erkannt wurde, meist steht in den Optionen eine weitere Steuerungsart zur Verfügung. Als wäre das alles eine Selbstverständlichkeit – was es nicht ist! Denn nach wie vor unterstützen die wenigsten Spiele solche Eingabegeräte. Aktuell beschränkt sich die Zahl auf geschätzte 100-150 Titel, darunter sind mittlerweile prominentere Werke wie die genannten oder „Asphalt 8“, „Shantae: Risky’s Revenge“, „Joe Danger: Infinity“, „LEGO Herr der Ringe“, „Limbo“, Ms. Pac-Man“, „Muffin Knight“, „NBA 2K14, „Prince of Persia: The Shadow an the Flame“, „Ravensword“, „Scribblenauts Remix“, „Sonic & All-Stars Racing“, „The World Among Us“, „Walking Dead“, „Knights of the Old Republic“, „GTA: San Andreas“, „Worms 3“, „Tomb Raider 1“ und so weiter.

Das ABER…?

Etwas Gewöhnung ist beim Steuerkreuz nötig. (Foto: GamingGadgets.de)
Etwas Gewöhnung ist beim Steuerkreuz nötig. (Foto: GamingGadgets.de)

Umso länger ihr mit dem Logitech Powershell Controller + Battery spielt, umso deutlicher werden die Stärken und Schwächen. Gerade bei 3D-Spielen, in denen ihr euch in offenen Welten frei bewegt, vermisst ihr schmerzlich einen Analogstick, der die Kontrolle und Orientierung gravierend erleichtert hätte. Bei „Dead Trigger 2“ müsst ihr daher ständig zwischen Tasten und Touchscreen wechseln. Das klappt zwar, ist allerdings störend und manchmal auch unbefriedigend. Anders sieht es bei klassischen 2D-Plattformern wie „Shantae“, „Mimpi“ oder gar simpel gestrickte Rennspiele wie „Beach Buggy“ aus. Hier genügt nicht nur das D-Pad, es ist optimal für die Steuerung solcher Titel geeignet. Der etwas zu harte Druckpunkt ist eine Sache der Gewöhnung, bei den Buttons und den Schultertasten gibt’s gar keinen Grund zur Klage. Eine gewölbte Rückseite hätte das potentielle Verrutschen während des Spielens verhindern können. So gebt ihr euch mit einer gummierten, strukturierten Fläche zufrieden.

Überraschend ist ferner, dass das gesamte Gamepad prima in der Hand liegt, obwohl es doch recht lang geraten ist. Dank des Lightning-Anschlusses und der engen Mulde sitzt das Telefon sehr fest in dem Controller-Aufsatz. Aus diesem könnt ihr es nur holen, wenn ihr auf der linken Seite einen kleinen Schalter betätigt. Vorsicht ist dennoch geboten: Seid ihr zu grob, verbiegt ihr den Lighning-Port beim Herausnehmen des iPhone oder iPod Touch. Anders konnte dies vermutlich nicht gelöst werden.

Akku, Preis und Latenz

Der zusätzliche 1500 mAh Akku besitzt nicht zufällig diese Größe, verfügen die geeigneten iOS-Geräte doch über einen ähnlich starken und fest verbauten. Im Optimalfall könnt ihr also ein leeres Telefon (fast) komplett aufladen oder eben länger zocken. Auf der Rückseite leuchtet eine LED sowohl beim Aufladen oder Einschalten der externen Batterie als auch dann auf, wenn sie leer ist. Ein weiterer Schalter lässt euch die Wahl, ob und wann ihr die zusätzliche Stromquelle aktivieren wollt. Ich will das Zusatzfeature gar nicht mal als unsinnig abstempeln, bei längeren Spiel-Sessions zum Beispiel bei einer Zugfahrt kann dieses sinnvoll sein. Andererseits erhält genau dieser Akku den Verkaufspreis des Logitech Powershell Controller + Battery gewiss deutlich.

Der Logitech Powershell Controller + Battery nutzt die von Apple geschaffene Schnittstelle für Gamepads, sodass ihr eigentlich keinerlei Schwierigkeiten mit einer Verzögerung zwischen Eingabe und Reaktion eines Spiels wahrnehmt. Voraussetzung ist freilich, dass Entwickler ihre Apps entsprechend gut programmiert haben. Zu Testzwecken versuchte ich das Spielen noch via Airplay Mirroring über das AppleTV –  hier sorgt ein durchschnittlich schnelles WLAN-Netz für die spürbare Latenz. Bei weniger zeitkritischen Games, zum Beispiel einem „Bastion“, entsteht so ein Flair, als würdet ihr an einer großen Konsole sitzen. Einen HDMI-Adapter könnt ihr übrigens nicht nutzen, schließlich wird der Lighning-Anschluss ja vom Controller benötigt.

Fazit: Eigentlich….

Bei einem Dead Trigger 2 wird deutlich: Analogsticks fehlen. (Foto: GamingGadgets.de)
Bei einem Dead Trigger 2 wird deutlich: Analogsticks fehlen. (Foto: GamingGadgets.de)

Dem Logitech Powershell Controller + Battery muss ich vorwerfen, dass er für Gelegenheitsspieler viel zu teuer ist und dafür dann doch relativ wenig bietet. Das App-Angebot kann Logitech sicherlich nur in Maßen verbessern, das ist klar. Schwerwiegender sind für mich andere Aspekte: Das Fehlen eines (besser wären eh zwei gewesen) Analogsticks sorgt für ein nicht optimales Spielerlebnis bei vielen moderneren Titeln. Den Druckpunkt des Analogpads sehe ich dagegen gar nicht mal als Problem an, da dieser nach einer gewissen Eingewöhnungsphase keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Sowieso gefallen mir Verarbeitung, Layout und die Grundidee des Logitech Powershell Controller + Battery, obwohl der Akku keine zwingende Notwendigkeit gewesen wäre. Ich hätte mir eher eine offizielle App für das Gamepad gewünscht, das mir schnell einen Zugriff auf kompatible Spiele offenbart. Doch Pustekuchen. Nach dem Kauf müsst ihr selbst recherchieren – wo ist da der Komfort?

Am Schluss ist der Logitech Powershell Controller + Battery ein solides Zubehör, das bezogen auf die Qualität überzeugt, mich in der Praxis aber nicht ausnahmslos begeistert. Schuld daran haben mehrere Aspekte, die Logitech hätte auch im Vorfeld beheben können. Für ein Update mit Analogstick(s) und eine App zum Einstieg ist es nicht zu spät. Mein Tipp: Wartet auf eine Preissenkung. Bis das Eingabegerät 50 Euro kostet, ist bestimmt das Angebot an kompatiblen Spielen viel größer.

Weitere Details zum Logitech Powershell Controller + Battery erhaltet ihr auf der offiziellen Webseite. Kaufen könnt ihr euch das gute Stück unter anderem bei Amazon.

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