Resident Evil: Welcome to Raccoon City Film Review und Kritik

Mit ganz viel Vorfreude, ohne mich zuvor von anderen Kritiken beeinflussen zu lassen, habe ich mir den neuen Resident Evil Film angeschaut. Als großer Fan der Videospielreihe war ich sehr auf den neuen Ableger gespannt, der alles besser machen sollte als die Filme mit Milla Jovovich in der Hauptbesetzung. 

Wie ich den Film als Kennerin schlussendlich empfunden habe und ob ich ihn euch weiterempfehlen kann, erzähle ich euch in diesem Artikel. 

Achtung: Enthält Spoiler.

Die Charaktere

Einer der größten Kritikpunkte an den Anderson Filmen war, dass sich die Story zu sehr von den Original-Resi-Spielen abgewandt hat und auch der Hauptcharakter gar nichts mit den Spielen zu tun hatte. Die 6 Anderson-Filme konzentrierten sich nämlich hauptsächlich auf die Protagonistin Alice. 

Zwischendurch durften wir zwar auch mal Jill Valentine, Chris und Claire Redfield und andere Charaktere aus dem Spielen sehen, aber die hatten nur wenig mit dem Original zutun und agierten lediglich als Nebencharaktere.

resident evil film charaktere

Welcome to Raccoon City wollte das anders machen. Dreh und Angelpunkt der „Story“ sollten die Charaktere sein, die wir auch aus den Spielen kennen.

Wir bekommen also: Chris und Claire Redfield, Jill Valentine, Leon S. Kennedy, Albert Wesker, William, Anette und Sherry Birkin, Lisa Trevor, Chief Irons und den berühmten Truckfahrer und noch mehr.

Klingt jetzt erstmal ganz gut. Das Problem? Es sind einfach zu viele! Da man keinen Charakter so richtig kennenlernen kann, wirken die Figuren noch flacher als in den früheren Spielen. Hinzu kommt, dass die schauspielerische Leistung und auch die Leistung unserer deutschen Synchronsprecher wirklich in die unterste Schublade gehören. Die Dialoge hätte ein Vierjähriger besser schreiben können und glaubwürdige Emotionen sind kaum bis gar nicht vorhanden. 

Auch das Casting an sich lässt hier zu Wünschen übrig. Viele regen sich vor allem über die Darsteller von Jill und Leon S. Kennedy auf. Der Hauptgrund dafür: Die beiden haben andere ethnische Hintergründe als die Figuren aus dem Spiel und sehen den uns bekannten Charakteren überhaupt nicht ähnlich.

Mich persönlich hat das nicht gestört, viel störender war die Art und Weise, wie die Persönlichkeiten der Charaktere aus den Spielen hier dargestellt wurden.

Jill Valentine ist in diesem Film verdammt unsympathisch und ohne jede Empathie, tötet sogar ohne Grund einen Vogel, nur weil sie es kann. Zudem ist sie in Wesker verliebt. Eine große Dynamik zwischen Jill und Chris sucht man hier vergeblich.

resident evil welcome to racoon city jill

Davon, wie Leon S. Kennedy hier dargestellt wird, möchte ich am liebsten gar nicht anfangen. Aus den Spielen kennen wir ihn als wirklich fähigen und mutigen Protagonisten, der für die Schwächeren da ist und sich schützend vor sie stellt. Im Film wird er allerdings zum absoluten Vollidioten.

Er trinkt, ist faul, wird von den anderen nieder gemacht und als Loser abgestempelt. Er hat Schiss und kann kaum mit seiner Waffe umgehen. Es ist ein einziges Trauerspiel und lässt einen als Fan der Spielereihe einfach nur beim Zusehen fremdschämen. 

resident evil film leon

Vergeblich fragt man sich hier: Warum hat man sich so entschieden? 

Ich denke, dass die Macher des Films mit der aktuellen Zeit gehen wollten, weshalb man sich auch teilweise für Darsteller mit anderem ethnischen Hintergrund entschieden hat und hier einfach definitiv zu doll auf der Feministen-Schiene gefahren ist. Claire wirkt im Film neben Leon extrem tough und ist Leon deutlich überlegen, sie wirkt auch tougher als ihr Polizisten-Bruder Chris. Jill hat von allen aus dem R.P.D die dicksten Eier und wirkt sogar stärker als Wesker. 

Ich als Frau finde es ja gut, dass weibliche Charaktere in Filmen nicht mehr nur die sind, die gerettet werden müssen und für sich selbst einstehen können, aber man kann es eben auch übertreiben. Besonders, wenn es doch bereits eine gute Vorlage gibt. Claire Redfield und Jill Valentine sind auch im Spiel schon starke und mutige Charaktere und hätten nicht noch eine extra Schippe Toughness gebraucht.

Die Story

Auch wenn ich anfangs vor Spoilern gewarnt habe, gibt es hier eigentlich nicht wirklich viel zu spoilern, denn es passiert eigentlich NICHTS. Die Idee, Resident Evil 1 und 2 gleichzeitig ablaufen zu lassen, finde ich eigentlich gar nicht so schlecht, auch wenn die beiden Teile in Wirklichkeit ca. einen Monat auseinanderliegen. Es hätte tatsächlich funktionieren können. 

Leider kommen beide Storylines einfach viel zu kurz. Von beiden Spielen sehen wir lediglich Schnipsel. Keine Geschichte kann also wirklich erzählt werden. Die gesamte Story wirkt also mehr oder minder irgendwie zusammengeschmissen, sodass am Ende einfach überhaupt nichts Sinn macht.

resident evil film story

Der Ausbruch des Virus wird im Film etwas anders erzählt. Im Film wurde das Trinkwasser verseucht, sodass die Bürger von Raccoon City immer kränker wurden. Claire fragt sich im Film zurecht: Warum sind dann die S.T.A.R.S Mitglieder nicht krank geworden, die auch alle in Raccoon City leben? Tja diese Frage wird nie beantwortet.

Warum wird die Frage nicht beantwortet? Na weil es eben einfach keinen Sinn macht und es dafür keine gute Erklärung gibt. Die einzige gute Erklärung wäre gewesen, dass die S.T.A.R.S Mitglieder mit Umbrella unter einer Decke stecken, doch das ist ein Plot-Twist den man den Fans nun wirklich nicht auch noch hätte zumuten können.

Wir sehen also, wie Claire und Chris im Waisenhaus aufwachsen, erhaschen dort auch einen ersten Blick auf Lisa Trevor, die dort eigentlich überhaupt nichts zu suchen hat, bis Claire irgendwann aus dem Waisenhaus verschwindet. Jahre später sucht Claire ihren Bruder Chris auf, weil sie Böses ahnt, der kann seine Schwester aber nicht mehr ausstehen und macht sich mit dem Rest des S.T.A.R.S Teams auf zur Spencer Villa. 

Währenddessen trifft Claire auf den Dorftrottel Leon im R.P.D Gebäude, der von den anderen dort zurückgelassen wurde. In dieser Zeit erreicht das Virus seinen Höhepunkt und zusammen mit Chief Irons versucht man dann zu den S.T.A.R.S Mitgliedern zu gelangen.

Dabei wird versucht, so viele Easter Eggs und so viel Fanservice wie möglich in die Timeline zu klatschen. 

Bei den S.T.A.R.S gibt es erst einmal einen Cringe-Moment nach dem Anderen. Man hat versucht das Original Intro des ersten Resident Evil Teils so genau wie nur möglich nachzuspielen und das war eben schon damals ziemlich trashig. Man sieht also erst mal sehr viel Taschenlampen-Action und sehr viel Wald.

In der Villa angekommen, teilt man sich in zweier Teams auf und ist auf der Suche nach 2 verloren gegangenen S.T.A.R.S Mitgliedern. Der erste Kamera-Shot in der Villa ist ziemlich cool und erinnert sehr an das Original, ab dann geht es weiter bergab. 

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Wesker ist derjenige, der das Rätsel mit der Mondschein Sonate am Klavier löst, weil er die Lösung bereits vorliegen hat, dann gibt es ein bisschen 90er-Jahre Fan-Service mit dem Heli-Piloten, der in aller Seelenruhe Snake auf seinem Retro-Handy spielt und dann fliegt schon das halbe Spencer Anwesen in die Luft und Jill erfährt, dass Wesker ein Verräter ist und die ganze Zeit wusste, dass Raccoon City zerstört werden soll. Einer der größten Plot-Twists im Spiel wurde also einfach mal so dazwischen geschoben. 

Chris ist während alldem damit beschäftigt, die einzige Action im Film zu bieten und schießt sich durch ein paar anstürzende Zombie-Knäuel und auch hier gibt es einige verdammt Trashige-Momente, die mich nur noch mit dem Kopf schütteln ließen. Chris und Jill finden sich wieder und suchen daraufhin Wesker. Das war es auch schon vom Spencer Anwesen.

Das R.P.D Gebäude wird währenddessen ähnlich schnell abgehakt, nachdem wir die erste Szene sehen durften, bei der das Kino sogar in lautes Gelächter ausgebrochen ist (Ja, der Film ist spätestens ab dem Moment, in dem der infizierte Trucker brennend zum 90er-Jahre Hit „Crush“ von Jennifer Paige ins R.P.D Gebäude läuft, eine Lachnummer). 

Im Film ist das Waisenhaus mit der Spencer Villa verbunden, was zumindest erklären würde, wie Lisa Trevor dorthin kommt. Unsere „Resident Evil 2“ Gruppe macht sich also auf den Weg dorthin. Dort angekommen treffen wir auf unseren ersten und einzigen Licker, der enttäuschenderweise von Lisa Trevor, Claires „neuer bester Freundin“ ausgeschaltet wird, von der sie außerdem noch einen uns sehr bekannten Schlüsselbund erhält. Instinktiv nutzt Claire dann den GRÜNEN Kreuzschlüssel mit dem ROTEN Schlüsselloch. Macht Sinn …

Dann gibt es noch eine Cringe-Szene mit der Birkin Familie und Wesker, dabei geht es natürlich um das Virus. Im Anschluss sind die Charaktere aus beiden Spielen plötzlich miteinander vereint. 

Nemesis hat endlich seinen „großen“ Auftritt und labert für einen Mutanten einfach viel zu viel. Am Ende explodiert alles, was uns hauptsächlich schriftlich mitgeteilt wird, Claire und Chris haben sich wieder lieb und Leon ist nicht mehr ganz so scheiße. Dann gibt es noch einen kleinen Cliffhanger und man zeigt uns auf dümmste Weise, wie Wesker an seine patentierte Sonnenbrille kommt und ENDE.

Mein Fazit

Dieser Film wurde mit voller Absicht völlig trashig und „witzig“ gemacht. Die Ernsthaftigkeit fehlt einfach komplett. Wichtige Story-Elemente werden nur leicht angeschnitten, aber nicht richtig erzählt. Im Gesamten wirkt alles einfach billig und lieblos und fühlt sich eher wie eine große Parodie der Spiele an. Ich habe mich auf jeden Fall komplett verarscht gefühlt, da ich etwas ganz anderes erwartet hatte. 

Das Einzige, wofür dieser Film gut ist? Macht ein Trinkspiel daraus. Immer wenn ihr etwas aus dem Spiel wiederentdeckt, müsst ihr einen trinken, dann seit ihr nach dem Film wenigstens zu besoffen, um wütend zu sein. 

Wie man es hätte besser machen können

Die „lustigen“ Parts hätte man komplett auslassen sollen, die haben in einem solchen Film einfach gar nichts zu suchen. Man hätte sich außerdem dann doch lieber auf nur ein Spiel konzentrieren sollen. 

Was hat uns das Spencer Anwesen in diesem Film gegeben? Einfach gar nichts. Wo war die große Schlange? Die Spinnen? Die Haie? Rebecca? Die Rätsel? Die wahre Lisa Trevor in den Katakomben des Anwesens? All das hat einfach gefehlt und man hätte so wahnsinnig viel daraus machen können.

Allein Lisa Trevors Geschichte fand ich damals wirklich gruselig, und auch wenn man Mitleid mit dem Mädchen hat, ist sie normalerweise alles andere als hilfsbereit.

Wo war der coole Leon, der vor einem riesigen Krokodil wegrennen muss? Wo war Mister X und wo war Sherrys Geschichte, die ja eigentlich selbst infiziert ist? Wo zur Hölle war das riesige Labor, um das sich ca. die Hälfte des 2. Spiels dreht? Ach ja, das wurde einfach am Ende zerstört, ohne das wir es jemals zu Gesicht bekommen haben. 

All das hätte man wunderbar erzählen und zeigen können, wenn sich der 1 Stunde und 47 Minuten lange Film nur um einen Resident Evil Teil gekümmert hätte, oder wenn er sich nicht ständig mit unwichtigen Szenen aufgehalten hätte. 

Viel zu lange begleiten wir den relativ unwichtigen Chief Irons im Film, viel zu lange rennen die S.T.A.R.S Mitglieder durch den Wald oder quatschen miteinander im Café und auch die Anfangsszene im Waisenhaus hätte um einiges gekürzt werden können. Teilweise wurde auch einfach mal 10 Sekunden lang das Auge einer gruseligen Puppe eingeblendet. 

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