Smartphones für Gamer: Das solltet ihr beim Kauf beachten
Ihr möchtet euer künftiges Smartphone nicht nur zum Telefonieren, für soziale Netzwerke und zum Schießen von Fotos benutzen, sondern auch zum Zocken? Darauf solltet ihr beim Kauf achten.
Bisher traut sich kaum ein großer Hersteller, explizit Gamer-Smartphones in den Handel zu bringen. Eine Ausnahme ist Razer mit seinem Razer Phone. Das setzt auf höchste Performance und einen reaktionsschnellen Bildschirm, hat aber auch einen hohen Preis. Und: Die regulären Telefone anderer Firmen sind nicht schlechter zum Spielen geeignet, sofern ihr beim Kauf auf die richtigen Eckdaten achtet.
Muss es die neueste Hardware sein?
Ähnlich wie bei PCs stehen auch bei Smartphones die verwendeten Grafikeinheiten, Prozessoren, Speicher und Displays im Vordergrund. Das heißt: Umso besser diese sind, umso flotter ist das Gerät. Doch nur weil ihr das stärkste Smartphone der Gegenwart besitzt, muss ein Spiel nicht gravierend besser als auf einem Einsteiger-Gerät laufen. Viele App-Entwickler sind bemüht, ihre Games auf möglichst vielen Telefonen zum Laufen zu bringen. Der kleinste gemeinsame Nenner wird also angestrebt, sodass ein Spiel im besten Fall auch auf zwei, drei Jahre alter Hardware keine Schwierigkeiten bereitet.
Was bedeutet das für euch? Möchtet ihr reibungsloses Entertainment für nahezu alle erhältlichen Spiele, könnt ihr auf aktuelle Hardware achten. Das müssen allerdings nicht zwangsläufig die Spitzen-Prozessoren aus den Highend-Handys von Samsung, Sony und Co. sein. Oftmals seid ihr schon mit der oberen Mittelklasse bestens beraten – und das spart enormes Geld. Für 350 Euro erhaltet ihr im Jahr 2018 Vertreter, die ohne erwähnenswerte Abstriche zum Zocken geeignet sind.
Der passende „SoC“ muss nicht Highend sein!
Aufgrund der geringen Ausmaße steckt im Smartphone ein sogenanntes „System-on-a-Chip“ (SoC). Das heißt letztlich nichts anderes, als dass Prozessoren, Grafikeinheiten und weitere Controller (LTE-Modul, Speicher etc.) auf kleinstem Raum vereint sind. Die Bezeichnungen der Chiphersteller sagen in der Regel wenig über die verwendeten Bestandteile der SoCs aus – Snapdragon 835, Exynos 8895 oder Kirin 970 sind schon abstrakte Begriffe.
Aber: Bei nahezu allen SoCs ist die Höhe der Zahl aussagekräftig. Umso größer der Wert bei Qualcomms Snapdragon ist, umso mehr „Power“ besitzt der Chip. Gleiches gilt für die Konkurrenten von Samsung (Exynos) und Huawei bzw. Honor (Kirin). Unterschiede finden sich auch bei der Taktung der einzelnen Kerne in den SoCs, die meist aus acht (oder 2×4) ARM-Prozessoren und einer GPU-Komponente bestehen.
Tipp: Schaut euch nach Smartphones mit mindestens guten Mittelklasse-Chips um. Schon mit dem Qualcomm Snapdragon 617 (630, 660) seid ihr fein beraten. Alternativ empfehlenswert sind der Exynos 7880 (oder höher), der A11 (oder höher) und der Kirin 659 (oder höher). Natürlich könnt ihr zu den gegenwärtigen und künftigen Top-SoCs greifen, also dem Snapdragon 845 oder dem Exynos 9810 – doch dann bewegt ihr euch auch perspektivisch noch längere Zeit im hochpreisigen Luxus-Smartphone-Segment. Oder anders ausgedrückt: Wozu gleich zum Samsung Galaxy S9 greifen, wenn auch das Galaxy S7 aus dem Jahr 2016 mehr als nur solide zu Spielen geeignet ist? So gesehen würde auch das Galaxy S6 noch ein guter Kandidat sein – und das Telefon ist unverändert dank GearVR für einen netten Einstieg in Virtual Reality gedacht.
Ausreichend großes Display für euer Gamer Smartphone
Schicke Spiele brauchen Platz – auf dem Displays. Es ist sicherlich ein subjektives Empfinden, aber möchtet ihr vernünftig auf einem Smartphone loslegen, sollte der Bildschirm mindestens 5,1, besser 5,5 Zoll groß sein. Unter einer Full-HD-Auflösung (1080 x 1920 Pixel) solltet ihr euch auf keinen Fall zufriedengeben, besser sind QHD- oder gar 4K-Auflösungen. Vor allem dann, wenn ihr Virtual Reality (Gear VR, Daydream) einsetzen möchtet.
Das 120 Hz-Display vom Razer Phone ist im Smartphone-Sektor keine Selbstverständlichkeit, das solltet ihr nicht als Maßstab ansehen. Dann würdet ihr kaum Konkurrenten finden. Ohnehin spielen Latenz und Bildwiederholraten im mobilen Sektor keine so wesentliche Rolle wie im eSports-Bereich auf stationären Rechnern. Wichtig ist ein gutes Panel, das im Grunde jedes Smartphone ab dem Mittelfeld besitzt.
Das Smartphone ist auch für andere Zwecke gedacht
Vergesst nicht, dass ihr mit eurem Smartphone nicht nur zocken werdet – davon gehe ich zumindest aus. Daher sollten die Kameras stimmig sein: Aktuelle Trends sind Dual-Cams für den beliebten Bokeh-Effekt – sowohl vorne als auch hinten. Ob das wirklich nötig ist? Der Auffassung bin ich nicht, zählen ebenso die Qualität der verbauten Objektive mit hohen Blenden, optischer Bildstabilisation und guten Bildsensoren. Dies sollte nicht unberücksichtigt bleiben, sofern euch das Fotografieren und Filmen etwas bedeutet.
Nicht überbewerten wiederum solltet ihr den Speicher: Alles oberhalb der 2GB – am besten 3 und 4GB – Arbeitsspeicher ist super. 8GB RAM, wie es besagtes Razer Phone bietet, nutzt im Smartphone-Bereich kaum ein Spiel. Über die Speicher-Geschwindigkeit müsst ihr euch jedenfalls keine Gedanken machen. Beim internen Speicher ist wiederum wichtig zu wissen: Speicherkarten-Slot empfiehlt sich (bei Android-basierten Telefonen), gerade wenn ihr euch zu Beginn „nur“ mit 16 oder 32GB begnügt. Top-Spiele verbrauchen gut und gerne mal eins, zwei GB. Flott kann der Speicher daher voll sein. Erweitert ihn oder wählt gleich ein Smartphone mit 64GB.
Für Onlinespiele wesentlich ist eine schnelle Anbindung ans Internet. Ein LTE-Modul ist also Pflicht, am besten mit Cat. 9 für höchste Geschwindigkeiten. Vergesst nicht einen dazugehörigen Mobilfunktarif. Gerade als Neukunde könnt ihr euch gute Angebote mit einem großen Datenvolumen sichern, bei dem ihr noch günstig ein Telefon erhaltet. Mindestens 5GB pro Monat sollten es sein. Werdet ihr vorrangig über WLAN ins Netz gehen, genügen sicherlich weniger. Selbst kann ich 8GB im Monat verbrauchen, an die ich trotz Games, Downloads unterwegs und zahlreiche Apps mit Anbindung ans Internet selteen rankomme.
Ausdauernd sollte es sein
Ein weiterer Ratschlag: Achtet auf die Akkukapazität. Integrierte Batterien mit 3000 mAh und mehr wären wünschenswert. Allerdings sagen solche Angaben noch nichts über die wirkliche Laufzeit aus, ist diese doch abhängig von den verbauten Komponenten. Fressen das hochauflösende Display und der SoC besonders viel Energie, könnte der Spaß schnell vorbei sein. Doch heutige Prozessoren verfügen über Stromsparmodi, die aktuellen Betriebssysteme iOS und Android greifen auch auf entsprechende Funktionen zurück. Und die oben genannten Chips unterstützen zum Teil auch Schnellladefunktionen der Akkus.
Weitere Aspekte: Gut in der Hand sollte es liegen, um längere Zock-Sessions nicht zur Qual zu machen. Wer möchte, kann auch separat erhältliche Game-Controller via Bluetooth mit dem Smartphone koppeln. Den Funkstandard (Version 4.0 oder höher) unterstützen alle aktuell erhältlichen Handys.
Raus mit den Empfehlungen!
Das ist euch alles zu theoretisch? Gut, dann werden wir konkret. Ich möchte euch gar nicht mal nur das bald erscheinende Samsung Galaxy S9 bzw. das aktuelle S8 oder das iPhone 8/X empfehlen. Eben weil ich der Meinung bin, dass niemand für Games so viel Geld für ein Smartphone ausgeben muss. Klar, ihr könnt zu den teuersten Vertretern der Gegenwart greifen: Razer Phone, OnePlus 5T, Huawei Mate 10 Pro, HTC U11, LG V30, Sony Xperia XZ Premium, Google Pixel 2 – das sind alles grandiose Geräte und über jeden Zweifel erhaben. Würde ich sofort nehmen, logo. Sitzt bei euch das Geld nicht ganz so locker, bekommt ihr allerlei günstigere Alternativen.
Spieletauglich und potent sind nämlich genauso die sehr viel günstigeren Smartphones aus den Vorjahren oder der Mittelklasse. Mit dem Huawei Mate 9/10 Lite, dem Samsung Galaxy S7/A5 2017, dem Honor 9/7X/8, dem Nokia 8, dem Motorola Moto G5s Plus, dem LG G6 oder dem Huawei P Smart macht ihr nichts falsch.
Generell bin ich der Ansicht, dass ihr nicht mehr als 400 Euro für ein echt gutes, rundum stimmiges Smartphone ausgeben müsst, möchtet ihr viel spielen, es aber auch für Freizeit, Job und Alltag nutzen. Der Mehrpreis zum Highend-Monster ist nicht immer gerechtfertigt. Viel wichtiger ist es, dass auf dem Mobiltelefon ein aktuelles Betriebssystem läuft –Android 7 (besser 8) oder iOS11 sind das Minimum.
Ich hoffe, euch ein paar sinnvolle Tipps auf den Weg gegeben zu haben. Schreibt mir gerne in den Kommentarbereich, welches Smartphone ihr zum Spielen nutzt beziehungsweise kaufen möchtet. Ich bin doch neugierig.
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