Somerville Review: Ein ganz besonderes Sci-Fi Abenteuer
Am 15.11.22 wurde das Sci-Fi-Puzzle-Adventure Somerville von Entwicklerstudio Jumpship veröffentlicht. Bereits jetzt spalten sich die Meinungen im Netz dazu. Die einen lieben es und die anderen sprechen von Enttäuschung. Zu welcher Fraktion ich nach meinem Test gehöre, verrate ich euch heute.
Ein stummes Erlebnis mit großer Wirkung
Das Spiel beginnt erst einmal relativ harmlos. Ein kleine Familie, bestehend aus Mama, Papa, Kind und Hund, ist gemütlich vor dem laufenden Fernseher eingeschlafen. Als der Fernseher jedoch plötzlich merkwürdige Signale empfängt, wird der Jüngste hellhörig und steht auf, ohne das seine Eltern es bemerken.
Neugierig wandern wir mit dem Kleinen durch die überschaubaren Innenräume des Hauses. Nachdem der Fernseher mittlerweile nur noch Störsignale empfängt, häufen sich weitere unerklärliche Ereignisse. Irgendjemand oder Irgendetwas klopft energisch an die Haustür und immer wieder dringt ein violettes Licht durch die Fenster.
Als kleiner Racker gilt es nun kindersicheren Barrieren zu überwinden, um den interessanten Lichtern auf den Grund zu gehen. Doch bevor wir uns einer waschechten Gefahr aussetzen können, plumpsen wir vom Fensterbrett in den Mülleimer und das damit einhergehende Schreien weckt dann auch den Rest der Familie auf.
Von nun an steuern wir den Vater. Von den merkwürdigen Ereignissen, die wir zuvor beobachten konnten, ist keine Spur mehr. Nachdem wir einige alltägliche Dinge erledigen durften, nimmt Somerville urplötzlich richtig Fahrt auf.
Mit einem lauten Knall kündigt sich das kommende Desaster an. Ein riesiges Objekt, aus unbekannter Materie ist in unseren Vorgarten gekracht und diesem folgen noch viele weitere. Zusätzlich spielt sich über uns ein Luftwaffen-Angriff auf ein, noch viel größeres Objekt, als die in unserem Garten, am Himmel ab.
Nachdem uns eine Flucht mit dem Auto unmöglich gemacht wurde, verschanzen wir uns mit unserer Familie im heimischen Keller. Das geht allerdings nur so lange gut, bis ein, uns unbekanntes Wesen durch die Decke kracht. Als wir uns ihm nähern, gibt es einen Schlag und wir fallen zu Boden und unsere Frau betrauert unseren Tod.
Doch wir sind noch am Leben und als wir erwachen, gibt es nur noch uns, den Familienvater, inklusive Familienhund, der nicht von unserer Seite weichen wollte. Daraufhin startet eine spannende Suche nach unserer restlichen Familie und nach Antworten.
Die Story hat einige spannende Twists und ist äußerst komplex. Außerdem kann sie sehr nahe gehen und das, obwohl niemals irgendjemand spricht. Die Erzählweise ist ähnlich wie bei Limbo, simpel, aber trotzdem sehr eindringlich.
Mit nur ca. 4 Stunden Spielzeit, haben wir mit Somerville zwar ein recht kurzes Erlebnis, dafür aber ein sehr tiefgehendes. Man kann übrigens 4 verschiedene Enden freischalten, wobei das, dass man am leichtesten bekommen kann, das „böse“ Ende ist.
Kreatives Rätsellösen und spannende Verfolgungsjagden
Beim Kontakt mit dem unbekannten Wesen, wurde uns eine Art Superkraft übertragen. Von nun an haben wir die Fähigkeit, die fremde Materie einigermaßen mit Lichtimpulsen zu kontrollieren. Durch eine Mischung aus blauer Energie und externer Lichtquelle können wir ab sofort Wege frei machen oder verflüssigen und auch komplexere Rätsel lösen.
Im späteren Verlauf erhalten wir noch eine rote Energie, die in Kombination mit einer Lichtquelle, bereits flüssige Materie erhärtet. Spätere Rätsel fordern demnach oft ein perfektes Zusammenspiel der beiden Kräfte. Generell fand ich die Rätsel oft gar nicht mal so einfach, da man keinen roten Faden präsentiert bekommt und oft erst mal überlegen muss, was überhaupt gerade das Ziel ist.
Zu einem noch späteren Zeitpunkt bekommt man zusätzlich eine violette Kraft. Diese wird aber nicht für Rätsel verwendet.
Doch bei Somerville wird nicht nur gerätselt. Das Spiel hat zudem unter anderem ein paar fiese, mechanisch wirkende Feinde in petto, die einem ganz schnell den Gar ausmachen können. So gibt es auch Passagen, in denen wir schnell vor den Gegnern weglaufen oder uns verstecken müssen.
Ich persönlich empfand das Gameplay als erfrischend abwechslungsreich und von der Herausforderung her, genau richtig. Als einziges Manko habe ich hier und da allerdings die Steuerung empfunden. Eigentlich einfache Balance- und Tauch-Passagen endeten oft mit dem Tod, weil entweder die Steuerung zu ungenau oder die Perspektive ungünstig war.
Eine Optik zum Verlieben
Optisch gesehen, spürt man in jedem einzelnen Abschnitt die Liebe, die in dieses Spiel geflossen ist. Es muss definitiv nicht immer AAA sein, damit ein Spiel visuell überzeugen kann. Der besondere Art-Style schindet auf jeden Fall ordentlich Eindruck und die einzelnen Orte, die wir während unserer Reise durchqueren, überraschen mit Vielfalt und tollen Sight-Seeing-Momenten.
- Übrigens, auch wenn ihr auf den hier verwendeten Bildern schwarze Balken wie beim Film seht, sind die Schnappschüsse auf dieser Seite tatsächlich alles Ingame-Screenshots.
Fazit
Wie anfangs erwähnt, gibt es bereits ein paar Rezensionen zu Somerville, die nicht ganz so positiv ausfallen. Meiner Meinung nach, wird da aber auf viel zu hohem Niveau gemeckert. Ja, es stimmt, die Steuerung ist nicht immer das goldene vom Ei, aber auf keinen Fall so schlimm, wie es teilweise beschrieben wird.
Da frage ich mich manchmal, wie weit die Spiele beim Testen tatsächlich gespielt werden. Denn auch wenn die Steuerung anfangs wirklich leicht negativ auffällt, kann man sich sehr schnell daran gewöhnen. Eigentlich ist auch gar nicht die Steuerung das Problem, sondern eher hier und da mal die Perspektive.
So latscht man vielleicht ab und zu mal am Ziel vorbei oder fällt von einem schmalen Weg, weil man es visuell nicht gleich richtig einschätzen konnte. Für mich bedeutete das vielleicht 3 unnötige Tode im gesamten Spiel. Nichts, weshalb ich ein Spiel gleich komplett schlechtreden müsste.
Vor allem kann ich es dann nicht schlecht machen, wenn es so vieles richtig macht. Visuell ist Somerville ein absoluter Augenschmaus und die Story ist sowohl spannend, als auch emotional. Zudem ist die Story komplex genug, dass sie zu eigenen Interpretationen anregt und dazu auffordert, sich auch im Nachhinein noch Gedanken darum zu machen.
Spielerisch habe ich Somerville als schön abwechslungsreich empfunden und die Rätselpassagen befanden sich für meinen Geschmack von der Herausforderung her im perfekten Mittelwert. Eben nicht zu schwer und nicht zu leicht.
Eventuell könnte man jetzt noch über die Spielzeit meckern. Wer die Rätsel sofort lösen kann, ist locker in zweieinhalb Stunden durch. Meine Durchspielzeit lag bei vier Stunden. Ich persönlich fand die Länge allerdings passend. Länger und man hätte die Geschehnisse wahrscheinlich nur unnötig gezogen und mit unbrauchbaren Lückenfüllern gespickt. So ergab alles zusammen jedenfalls eine runde Sache.
Spiele wie Somerville sind Gründe dafür, warum ich meinen Job liebe. Privat wäre mir diese kleine Perle nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit entgangen. Demnach spreche ich gerne ein großes Lob an die Entwickler aus und empfehle Somerville zu 100 Prozent weiter.
- Somerville ist am 15.11.22 für PC, Xbox One und Xbox Series erschienen und kostet 24,50 Euro. Das großartige Sci-Fi-Abenteuer ist außerdem im Xbox Game Pass enthalten.
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