Starfield Review: Warum Bethesda mit seinem alten Erfolgsrezept diesmal nicht bei mir ankommt
Ich gebe zu, meine Review zu Bethesdas Starfield, welches am 06. September 2023 offiziell erschienen ist, kommt diesmal etwas spät. Doch sind wir mal ehrlich: die meisten Reviews, die mal wieder überpünktlich online gekommen sind, haben gar nicht genug vom Spiel gesehen, um eine ehrliche Meinung abgeben zu können. Hauptsache pünktlich, um eine Menge Klicks zu generieren…
Tatsächlich wurden einige der überpünktlichen und vor allem äußerst positiven Reviews, im Nachhinein sogar noch abgeändert, weil man gemerkt hat, dass der Titel eben doch nicht so hammermäßig gut ist, wie vermutet.
Genau aus diesem Grund, habe ich mir wirklich Zeit gelassen, wie es sich für einen so großen Titel einfach auch gehört und siehe da, nach nur wenigen Stunden verblasst der Hype um das Spiel und der Titel wird ziemlich langweilig. Woran das liegt und warum Starfield meine Erwartungen nicht erfüllen konnte, erfahrt ihr heute in meiner ausführlichen Review.
Vorab gibt es wie immer erst einmal den offiziellen Trailer zum Spiel:
Interessante, aber viel zu kurze Story
„Viel zu kurz?“, wird sich jetzt der Ein oder Andere wundern. „Starfield soll doch rund 100 Stunden Spielzeit bieten?“. An sich ist das schon richtig, doch wird die großzügige Spielzeit, mit der die Entwickler die Fans beeindrucken wollen, leider hauptsächlich mit Belanglosigkeiten und zu 1/4 mit Lade-Bildschirmen gefüllt.
Die Haupt-Story selbst, lässt sich allerdings locker in unter 25 Stunden erledigen. Das mag sich eigentlich auch noch nach einer ordentlichen Zeit anhören, doch bei einem so großen Universum, wirken die vielen wichtigen Informationen dann doch mehr gequetscht als alles andere.
Um die Story überhaupt richtig mitverfolgen und verstehen zu können, sollte man sich außerdem vorab unbedingt die Vorgeschichte durchlesen, die Bethesda vor Release von Starfield veröffentlicht hat und die die letzten 300 Jahre rundum das Starfield-Universum erklärt. Doch gehört sowas nicht eigentlich in das Spiel selbst? Wer davon nichts weiß und ohne jegliches Wissen in den Titel eintaucht, darf sich jedenfalls auf viele große Fragzeichen einstellen.
Hier gibt es zumindest eine knappe Erklärung:
Wir befinden uns also im Jahr 2330, genau 20 Jahre nach einem großen Krieg. Der Frieden ist aber noch immer nicht so richtig zu spüren und liegt auf der Kippe. So gibt es auch in diesem Zeitalter noch verschiedene Fraktionen, die sich nicht alle freundlich gesinnt sind. Wir selbst gehören einer Fraktion an, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alte Relikte zu entdecken und verborgene Geheimnisse aufzuspüren.
Ich möchte natürlich nicht zu viel über die Story des Spiels verraten, weshalb ich hier nicht weiter ins Detail gehen werde, kann aber verraten, dass ich im Nachhinein der Meinung bin, dass die Vorgeschichte weitaus interessanter klingt, als alles, was uns hier in der Hauptstory begegnet.
Wäre ich Teil des Entwicklerteams gewesen, hätte ich wahrscheinlich dafür gekämpft, dass man erst einmal ein Spiel zu den Ereignissen im Jahr 2310 macht und dann, je nach Erfolg, einen zweiten Teil dazu.
Nichtsdestotrotz, hat auch diese Story ihre spannenden und interessanten Momente, wenn man denn weiß, worum es eigentlich im Großen und Ganzen geht. Doch große Action und Drama verspricht hier leider nur das Vergangene, dass wir lediglich nachlesen und nicht mehr erleben dürfen.
Was jedoch besonders fehlt in der Geschichte, sind die großen Emotionen und Charaktere mit Tiefe, die uns wirklich ans Herz wachsen. Die Figuren wirken stattdessen oft stumpf und teils leblos, was weniger an der Vertonung, sondern mehr am faden Skript und der fehlenden grafischen Details liegt. Da hätte man sich bei Spielen wie Mass Effect ruhig mal das ein oder andere abgucken dürfen. Mass Effect ist grafisch natürlich deutlich schwächer, aufgrund seines Alters, doch konnte den Charakteren damals allein durch die toll geschriebenen Dialoge und interessanten Hintergrundgeschichten ja auch genügend Tiefe verliehen werden.
Während man sich in diesem Punkt zu wenig abgeschaut hat, hat man sich in anderen Dingen dafür jedoch etwas zu sehr inspirieren lassen. Immer wieder grüßen „The Outer Worlds“ oder auch „No Man’s Sky“ und das Ende der eher schwachen Story wirkt sogar komplett geklaut, wobei ich die „Inspiration“ hierfür nicht verraten werde, um mal wieder nicht zu viel vorwegzunehmen.
Ist das wirklich AAA?
Nicht falsch verstehen: Starfield ist kein hässliches Spiel… ABER… irgendwie wirkt die Grafik einfach nicht so Up-to-Date, wie man es sich von diesem, extrem gehypten, angeblichen „Mega“-Titel erhofft hätte. Die Texturen wirken oft matschig und die Beleuchtung lässt auch meist eher zu Wünschen übrig. Wer eine geile und vor allem eine realistische Atmosphäre von diesem sogenannten „AAA“-Titel erwartet, könnte am Ende wirklich böse enttäuscht werden.
Mich erinnert Starfield optisch an nicht viel mehr als ein etwas neueres Fallout, was natürlich auch Sinn macht (Selber Entwickler und so…), dennoch fehlt mir hier der große Grafik-Sprung. Zwar ist es insgesamt technisch etwas ausgereifter, als zum Beispiel Fallout 4, doch kann man auch immer wieder so hässliche Texturen entdecken, solche würden wir teilweise nicht mal mehr in Fallout 3 finden.
Besonders wachgerüttelt wurde ich allerdings erst, als ich Starfield optisch mit dem 2020 veröffentlichten Cyberpunk 2077 verglichen hab. Da merkt man erst so richtig, wie detailreich dieses Spiel eigentlich aussehen müsste, wenn sogar ein Spiel, dass 3 Jahre zuvor erschienen ist, deutlich bessere, detailliertere und klarere Texturen hat.
Folgendes Video von Youtuber „Gameinvader“ verleiht meinen Worten den nötigen Nachdruck. Seht selbst:
Im Video sieht man es noch einmal ganz deutlich: Egal ob Wasser, Matsch oder Bäume, hier fehlen einfach die liebevollen Details. Außerdem reagiert die Umgebung einfach nicht angemessen. Schießen wir zum Beispiel auf eine Vase, passiert damit absolut gar nichts, bis auf, dass sich danach ein kleiner Brandfleck auf der Oberfläche befindet.
Schießen wir neben NPCs wild um uns, interessiert diese das oftmals nicht die Bohne. Erwischen wir einen NPC mit einer Kugel, faltet dieser sich merkwürdig zusammen, wie ein altes T-Shirt und von der Hitbox fangen wir am besten gar nicht erst an.
Auch fehlt hier einfach ein bisschen Farbe. Womit man in der postapokalyptischen Welt von Fallout noch gut durchkommt, kann einfach nicht in jedem Spiel funktionieren. Egal wie viele Planeten ich auch erkunde, überall dieselbe triste Stimmung, die durch eine viel zu penetrante Nutzung von Blau-, Braun- und Grünfiltern entsteht. Zwar hat man hier und da mal eine andere Flora und Fauna, aber dennoch fühlt sich jeder Planet irgendwie gleich an, was unter anderem an den, immerzu gleichen, Lichteffekten und Farbfiltern liegt.
Genauso ist es einfach traurig, dass man es nicht geschafft hat, verschiedene Rassen in das Spiel einzubauen. Auf uns wartet eine ganze Galaxie zum Erkunden und doch sehen wir überall nur dieselben menschlichen NPCs oder Roboter. Darunter leidet auch die Gegner-Varianz.
Welcome to Bug-Thesda
Doch nicht nur bei der Grafik mangelt es, nein, auch technisch dürfen wir uns von Bethesda mal wieder enttäuschen lassen. Wer Skyrim oder Fallout gespielt hat, dem wird hier einiges bekannt vorkommen: Doppelte NPCs, die ineinander stehen, NPCs, die einfach mal durch die Map fliegen, NPCs, die mit verdrehten Gliedmaßen durch die Gegend stolzieren, NPCs, die ungewollt den Moonwalk machen, Gegner, die einfach durch die Wand oder durch Türen geglitched kommen, Waffen, die plötzlich unsichtbar werden und vieles mehr. Die Liste an Bugs ist schier endlos!
Und auch hier sagt ein Video (von Youtuber „H-var“) wieder mehr, als tausend Worte oder als meine Screenshots es jemals ausdrücken könnten:
Einzig und allein in Sachen Performance, konnte ich, beim Testen am PC, keine Schwierigkeiten feststellen. Yay… Ein Pluspunkt…
Zumindest machen die Kämpfe Bock
Der letzte Absatz endete glücklicherweise mit einem Pluspunkt, also machen wir doch gleich mal mit etwas Positivem weiter. Was mir besonders gut gefallen hat, sind tatsächlich die Bodengefechte. Ignorieren wir, die manchmal etwas eigenwillige Hitbox, habe ich wirklich nichts auszusetzen. Der Charakter steuert sich sehr gut und uns stehen zudem eine schöne, abwechselnde Auswahl an Waffen zur Verfügung. Nicht zu verachten, ist auch der riesige Skill-Tree, der dazu anspornt, weitere Verbesserungen freizuschalten.
Zudem hatte ich meinen Spaß mit dem Erbauen meines großen Außenpostens. Was mir nur ein wenig gefehlt hat, war die eigentliche Notwendigkeit. Das Ganze war im Endeffekt dann auch nicht mehr, als ein schöner Zeitfresser, um die Spielzeit weiter zu strecken.
Nachdem ich jetzt doch endlich ein paar nette Worte über Starfield verlieren durfte, muss ich leider auch schon gleich wieder ins Gemecker verfallen: Wieso kann ich mein Raumschiff nicht steuern, um andere Planeten zu erkunden? Wieso ist das, auf das sich so viele Gamer besonders gefreut haben, am Ende nicht mehr, als ein immer wiederkehrender Ladescreen geworden? Wieso bietet dieses riesige Spiel nicht mehr, als eine langweilige und vor allem banale Quest nach der anderen? Wieso habe ich ständig ein volles Inventar und was soll die unübersichtliche und frustrierende Menüführung?
All diese Fragen werden wohl für immer unbeantwortet bleiben… Ich lass das mal so stehen, bevor der Ton dieser Review noch wütender wird, als er bereits ist.
Fazit
All die Jahre ist Bethesda mit seinen matschigen Texturen und seinen verbuggten Spielwelten und NPCs davongekommen. Skyrim und Fallout New Vegas werden heute noch immer extrem gefeiert und gelobt, obwohl sie dieselben Probleme zeigen, mit denen uns heute Starfield begegnet. Warum also, macht mich all das bei Starfield so wütend, während ich zum Beispiel bei Fallout beide Augen zudrücken kann?
Tatsächlich habe ich dafür eine Erklärung:
Nummer 1: Wir haben das Jahr 2023 und irgendwann sollte man mal anfangen, sein Budget (wovon Bethesda mehr als genug hat) auch mal für Verbesserungen zu nutzen. Heute sollte es solche extremen Bugs und solche matschigen Texturen, zumindest bei einem Spiel, dass von so einer großen und bekannten Firma entwickelt wurde, einfach nicht mehr geben. Ich empfinde den technischen Status, in dem sich das Spiel befindet, einfach nur noch als peinlich. Bethesda weigert sich förmlich, sich weiterzuentwickeln und finanzielle Mittel für den Fortschritt anzuwenden, weil sie bisher jedes Mal damit davongekommen sind und trotzdem reichlich Plus machen konnten. Für mich ist das mittlerweile ein No-Go und so etwas sollte nicht mehr unterstützt werden.
Nummer 2: Was die Fallout- und auch die The-Elder-Scrolls-Reihe bietet und was Starfield dafür fehlt, sind die Liebe zum Projekt, eine packende und spannende Geschichte sowie Charaktere mit Tiefe, die einem ans Herz wachsen und mitreißende Dialoge. Diese ganzen wichtigen Rezepturen heben sich bei den erwähnten Spielereihen von Bethesda so deutlich von vielen anderen Spielen ab, dass man viel einfacher über die ganzen erwähnten Mängel hinwegsehen kann. Da Starfield all das nicht mal im Ansatz auf dem gewohnten, hohen Niveau bietet, fallen die vielen Makel natürlich ganz besonders auf und was übrig bleibt, ist ein kaputtes Spiel, ohne Atmosphäre und ohne Spannung oder Emotionen. Es bleibt dann nur noch Langeweile und Frust.
Natürlich wird diese Meinung nicht auf jeden zutreffen und das ist auch völlig in Ordnung. Es wird sicher viele Gamer geben, die sich trotz allem in Starfield und seine Spielwelt verlieben werden, doch ich gehöre definitiv nicht zu diesen Menschen.
In den ersten 10 Stunden hatte ich sogar noch meinen Spaß mit dem Titel, aber alles danach, war für mich ein einziges, frustrierendes Erlebnis, welches sich gezogen hat, wie Kaugummi.
Es ist eine Seltenheit, aber heute werde ich keine Empfehlung aussprechen. Starfield bekommt von mir eine 3/10. Durch die ganzen negativen Aspekte, die ich zuvor erwähnt habe, wäre alles darüber einfach viel zu gut gemeint.
Auch darf ich hier das Preisleistungsverhältnis nicht vergessen: Starfield kostet euch, je nach Plattform, entweder 69,99 Euro oder 79,99 Euro. Dieser Preis mag vielleicht für die Größe des Spiels und die Spiellänge gerechtfertigt sein, aber nicht für seinen technischen Zustand. Zudem ist die lange Spielzeit hauptsächlich mit gähnender Leere und Langeweile gefüllt.
- Starfield ist am 06. September 2023 für PC, xCloud und Xbox Series erschienen. Wer mutig ist und sich Starfield trotzdem kaufen möchte, darf gerne unseren Amazon-Link verwenden und so gleichzeitig unsere Seite unterstützen. Wer die PC-Version zocken möchte, dem empfehle ich allerdings, lieber den Xbox Game Pass zu verwenden.
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