System Shock Remake Review: Funktioniert der Klassiker auch heute noch?
1994 machte Shodan zum ersten Mal die heimischen Röhrenbildschirme angehender Zocker unsicher. Heute, knapp 28 Jahre später, ist das ikonische System Shock mit einem neuen Gewand zurück und gibt auch großen Horror-Fans wie mir, endlich die Chance den Titel nachzuholen. Der Vorteil für euch: aufgrund dessen, dass ich den Titel leider damals verpasst habe, bekommt ihr eine Review, die komplett frisch und unvoreingenommen ist.
Zur Einstimmung, gibt es wie immer den letzten Trailer:
Sie ist wieder da!
Selbst, wer das Spiel nie gezockt hat, wird irgendwann schon einmal etwas darüber gehört haben. Das liegt vor allem daran, dass die Antagonistin des Spiels, Shodan, eine der ikonischsten Gegner in der Geschichte der Videospiele ist. Die bösartige KI, die eine ganze Raumstation terrorisiert, war unter anderem maßgebend für GlaDOS aus Portal und hat in den Jahren auch noch viele weitere Spieleentwickler inspiriert.
Wir befinden uns im Jahr 2072. Ihr selbst schlüpft in System Shock in die Rolle eines namenlosen Hackers, der zur Raumstation Citadel gebracht wird, um Shodan endgültig abzuschalten. Diese war bereits extrem fleißig und hat die Menschen, die auf der Citadel arbeiteten, in aggressive, mutierte Geschöpfe verwandelt und in der ganzen Raumstation gemeine Fallen verteilt.
Während wir uns durch die Citadel kämpfen, erfahren wir immer mehr über die Geschehnisse auf der Raumstation, bis es zum großen Showdown mit der gefährlichen KI kommt.
Gelungene Atmosphäre mit einem „Aber“
Für jemanden, der das Original nie gezockt hat, könnte der Look etwas gewöhnungsbedürftig sein. Nightdive Studios, die Macher hinter dem Remake haben sich nämlich für einen nostalgischen Retro-Look entschieden, der in meinen Augen, erst einmal nicht so schön anzusehen ist. Tatsächlich stellt man sich im ersten Moment die Frage, warum es überhaupt ein Remake gibt, wenn man die Möglichkeiten, in Sachen Grafik, die es heutzutage gibt, nicht voll und ganz ausschöpft?
Vergleicht man das Remake mit dem Original, ist jedoch überraschenderweise, grafisch trotzdem ein riesiger Unterschied zu erkennen, was ich als Unwissende, im ersten Moment, niemals vermutet hätte.
Der Youtuber Nick930 hat hier einen guten Vergleich für euch:
Das Gute ist zwar, dass man sich recht schnell an den speziellen Look gewöhnt, dennoch hätte ich mir den Titel noch viel besser als AAA-Spiel vorstellen können, da die bereits sehr dichte und bedrückende Atmosphäre und vor allem die Begegnung mit Shodan dadurch nochmal um einiges epischer gewesen wären.
Man darf auch nicht vergessen, dass es sich hier eher um ein Remaster, als ein Remake handelt, da sich der Titel komplett an das Original hält und allein aufgrund dessen ja der Fokus fast komplett auf der neuen grafischen Umsetzung liegt.
Besonders positiv sind mir im Gegenzug die großartige Geräuschkulisse und der Soundtrack aufgefallen, die die klaustrophobische und drückende Stimmung perfekt unterstreichen. Sobald sich auch noch Shodans Stimme in das Geschehen einmischt, ist die Soundkulisse wirklich unvergleichbar gut.
Ein nostalgischer Schwierigkeitsgrad
Ich muss zugeben, dass ich in den ersten Spielminuten ziemlich überfordert war. Ähnlich, wie in Dark Souls, bekommen wir auch hier keine großen Hinweise darauf, wie wir im Spiel vorankommen oder in welcher Richtung unser Ziel liegt.
Dabei ist die Raumstation um einiges größer, als ich gedacht hätte. Diese erstreckt sich nämlich über gut 9 Stockwerke, mit vielen verschiedenen Abzweigungen. Das tolle daran: das Spiel ist dadurch keineswegs linear und lädt zum Erkunden ein. Das Problem: Hinter jeder Tür kann der sichere Tod liegen und Verlaufen ist praktisch vorprogrammiert.
Die Kämpfe sind definitiv auch nicht zu unterschätzen. Mit Munition sollte man gut haushalten und sie für Gegner aufsparen, die selbst in der Lage sind auf euch zu schießen. Hält man sich nicht an diese einfache Regel, kann man sich schnell in einem endlosen Todesloop befinden.
Diese Form des Schwierigkeitsgrades ist natürlich typisch für Spiele aus den 80ern, 90ern und Anfang der 2000er und bietet eine besondere Challenge, an die sich sicher viele „verwöhnte“ Gen-Y-Gamer (Millennials) erst einmal gewöhnen müssen.
Wer auf „schwer“ keine Lust hat, kann aber auch direkt zu Beginn den Schwierigkeitsgrad deutlich herunterschrauben. Dabei können die Rätselschwierigkeit, Kämpfe und mehr, individuell angepasst werden.
Auch gewöhnungsbedürftig, ist (zumindest für mich) immer wieder, wenn Spiele einem die Möglichkeit geben, einfach alles aufzuheben, dass nicht Niet- und Nagelfest ist. Wichtige Gegenstände werden bei System Shock nicht besonders hervorgehoben, weshalb man, speziell am Anfang, eine Menge Müll mit sich herumschleppt, der das Inventar zum Platzen bringt. Egal, um welches Spiel es sich auch handelt, ich war noch nie ein großer Fan dieser Spielmechanik.
Besonders gut hat mir jedoch die große Abwechslung gefallen. Zwischen den Kampfsequenzen gibt es hier und da kleine Bonuslevel, die einen komplett in eine andere Welt befördern. Zudem gibt es viel zu entdecken und auch die kleinen Hacker-Aufgaben und Rätsel sind anspruchsvoll und machen Spaß.
Fazit
Auch, wenn ich mir grafisch etwas mehr von dem heißerwarteten System Shock Remake erhofft hatte, bin ich von der beklemmenden und gruseligen Stimmung, die auf der Citadel, in Verbindung mit Shodan herrscht, wirklich beeindruckt.
Es ist außerdem absolut großartig, endlich selbst einer der berühmtesten Videospiele-Antagonistinnen gegenübertreten zu dürfen und den Klassiker am eigenen Leib zu erfahren. Auch, wenn die Story nicht besonders emotional oder tiefgreifend ist, lag dank Shodan die ganze Zeit eine riesige Spannung in der Luft, bis es endlich zum großen Aufeinandertreffen kam.
Von der Grafik abgesehen, kann das Game spielerisch sehr gut mit aktuelleren Titeln mithalten, wenn auch die ein oder andere Spielmechanik, in meinen Augen, doch etwas zu veraltet war.
Insgesamt bekommt ihr mit dem System Shock Remake auf jeden Fall eine einzigartige Erfahrung, die ihr euch, besonders als Horror-Fan, nicht entgehen lassen solltet. Wir sprechen hier immerhin von einem sehr wichtigen Stück Videospiel-Geschichte, dass trotz einiger Makel, endlich für den aktuellen Markt brauchbar gemacht wurde.
- Das System Shock Remake ist gestern, am 30.05.2023, auf Steam, Epic Games Store und GOG erschienen.
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