TimeRide VR
Virtual Reality ist längst wieder out? Ach, was! TimeRide VR ermöglicht amüsante Zeitreisen dank VR. So verlief die Kutschfahrt ins Dresden des 18. Jahrhunderts.
TimeRide VR startete bereits vor geraumer Zeit in Köln, seit Dezember 2018 gibt’s auch eine Niederlassung in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Die Macher haben sich das Ziel gesetzt, Zeitreisen zu ermöglichen. Mit moderner Technik, VR-Brillen und ein paar Tricks soll eine eindrucksvolle Immersion entstehen, die Geschichte intensiv erlebbar macht. Und genau das habe ich ausprobiert.
TimeRide VR in Dresden
Eine Erklärung vorab: TimeRide VR ist auf den ersten Blick ein kleines Geschäft, das ihr betretet. Ihr erwerbt eine Eintrittskarte (13,50 Euro kostet der Spaß in Dresden) und besucht in rund 45 Minuten drei Etappen. Das eigentliche Highlight soll die Zeitreise sein. In Dresden wird digital die spektakuläre Jahrhunderthochzeit von Friedrich August inszeniert. Genauer gesagt fahrt ihr mit einer Kutsche zur großen Party. Die findet allerdings im Jahr 1719 im barocken Elbflorenz statt.
Bevor ihr zum Höhepunkt eurer Reise gelangt, werdet ihr auf ganz amüsante Weise eingeführt. Ein sogenannter Zeitreisebegleiter (das ist ein echter, realer, lebender Mitarbeiter) in passendem Outfit erklärt euch die Hintergründe und führt euch in ein Spiegelkabinett. Dort finden sich „magische Spiegel“, an denen ihr mittels Augmented-Reality-Spielereien die Kleidung wechseln könnt. Zumindest mich konnte dies technisch nicht so recht überzeugen, waren doch die Verzögerungen und Ungenauigkeiten sehr auffällig. Ob’s an den verwendeten 3D-Kameras oder der Programmierung liegt? Schwer zu sagen.
Lange Wartezeit
Was mich ebenfalls störte: An der zweiten Station müsst ihr rund 15 Minuten auf mehreren Bildschirmen Filmsequenzen anschauen. Das soll einerseits die Wartezeit bis zum eigentlichen TimeRide überbrücken, andererseits auch erklären, wie ihr die VR-Brille zu verwenden und euch zu verhalten habt. Das Geplänkel vorab, also bevor das eigentliche Tutorial beginnt, ist ziemlich öde und könnte gerne gekürzt werden.
Doch schnell sind diese Dinge vergessen, wenn ihr die dritte Station seht. Im Kutschraum stehen tatsächlich Nachbildungen klassischer Pferdekutschen, in denen ihr Platz nehmt. Über 20 Leute können TimeRide VR gleichzeitig in Dresden verwenden, was mich doch erstaunte. Denn jeder setzt sich eine Oculus Rift auf, allen Nutzern wird in Echtzeit ein individuelles VR-Erlebnis gerendert. Oder anders gesagt: Hier wird kein Video abgespielt, sondern ein leistungsstarker Server generiert die Inhalte während der Fahrt.
Schöne Kutschfahrt
Nun, was soll ich sagen? Die Designer und Programmierer von TimeRide VR haben sich echt Mühe gegeben, um ein glaubwürdiges und schönes Dresden der Vergangenheit zu erschaffen. Zu Beginn tuckert ihr mit eurer Kutsche durch einen ärmlichen Vorort, um dann zum Zwinger zu kommen, in dem die pompöse Feier stattfindet.
Wenn ihr eine gewisse Affinität zu Videospielen habt, fällt euch schnell die gesamte Darstellung auf. Das Gezeigte könnte alles auch aus einem „Assassin’s Creed“ oder einem ähnlich gearteten Spiel stammen. Toll sind ebenso die Kleinigkeiten: Leute unterhalten sich (zum Teil auch im schönsten sächsischen Dialekt), ein Schwein rennt durch die Gegend, Bettler fordern eine Spende, Wachen gewähren euch Einlass – klasse!
Die Grenzen des Möglichen
Dennoch: Das visierte Auge erkennt recht schnell die technischen Barrieren der verwendeten Unreal Engine und der Hardware-Kapazitäten. Große Menschenmengen und Ausgestaltungen mancher Orte sehen nicht perfekt aus. Dem normalen Besucher von TimeRide VR wird dies allerdings nicht auffallen. Sowieso gilt hier ganz klar: Umso mehr VR-Erfahrung ihr besitzt, umso weniger fasziniert euch das Gezeigte. Ich möchte aber behaupten, dass nahezu alle Zeitreisenden angetan sein werden. Das ist schon echt gut gemacht.
Verstärkt wird die hochwertige Kulisse – sowohl optisch als auch akustisch – durch Vibrationsmotoren in den Sitzen des Gefährts. Dies steigert das Mittendrin-Gefühl gravierend und senkt zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass euch schlecht wird.
Lohnt sich TimeRide VR in Dresden?
Mein geschätzter Freund und Kollege Chris bemerkte zwar leichte Motion-Sickness, doch diese dezente Übelkeit bei einigen Szenen dürfte nur eher empfindlichen Menschen widerfahren. Denn im Großen und Ganzen möchte ich TimeRide VR empfehlen. Die Reise ins Dresden des 18. Jahrhunderts ist stimmig, launig und etwas zu kurz. Das zeigt, dass die Verantwortlichen einiges richtig gemacht haben, denn als Nutzer giere ich schnell nach mehr.
Objektiv betrachtet wünsche ich mir einen schnelleren Antritt der Kutschfahrt. Die ersten beiden Stationen sind mir zu langatmig. Auch sehe ich als VR-Kenner hier und da Luft nach oben. Doch das ist Nörgelei auf einem sehr hohen Niveau. Mein Fazit lautet daher: Interessieren euch (zumindest ein wenig) das barocke Dresden und Virtual Reality sowieso, probiert TimeRide VR aus. Ich bin mir sicher, dass es ähnlich gut in Köln ist und in Berlin sowie München sein wird. Das sind nämlich die Städte, die als nächstes eine TimeRide-VR-Location erhalten werden.
Weitere Details zu TimeRide VR erhaltet ihr auf der offiziellen Webseite.
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